Zentralasien. Die pamxr. Der Himalaja. 2{
Pamir, im Norden vom Altai und im Osten vom Rhingangebirge und der Wasserscheide der
chinesischen Ströme gegen Tibets abflußloses Gebiet begrenzt wird. In diesem Rahmen um¬
faßt Zentralasien das Hochland von Tibet, Gstturkestan oder das Tarimbecken, die Wüste Gobi
(Schamo), die Dsungarei und Mongolei. Der Mittelpunkt, von dem aus die verschiedenen
Glieder des großen zentralasiatischen Gebirgssystems ausstrahlen, ist das seenreiche Urgesteins-
massiv der Pamir.
5. Die Pamir.
„Das Dach der Welt", wie es die Inder nennen, ein Hochland von der Größe Bayerns,
besteht aus einer Reihe von Hochgebirgsketten, zwischen denen flache, breite Hochthäler sich
öffnen, die dem Lande teilweise den Charakter einer Hochebene geben. Die Pamir ist also kein
Taselland mit flach gelagerten Schichten wie Afrika oder Arabien, sondern ein gefaltetes
Land mit breiten Mulden. Die Höhe der pamir beträgt nicht unter 5000 m und die auf¬
ragenden, ostwestlich streichenden Höhenzüge sind meist ^—6000 m hoch. Nur der Osten der
steppenartigen Hochebene gehört dem abflußlosen Gebiete Zentralasiens an, nach Westen ziehen
die Auellflüffe des Amu Darja, durch welche die russischen Vorposten jetzt auf das Plateau vor-
gedrungen sind. Auf dieser rauhen, stürmischen Hochfläche erwuchs in uralter Zeit ein wohl-
gestaltetes, bildungsfähiges Nomadenvolk, das sich selbst als „die Trefflichen", Arja (Arier),
bezeichnete. Als diese, dem allen Hirtenvölkern innewohnenden Wanderungstriebe folgend,
ihre Heimat verließen, wandte sich ein Teil erobernd südwärts nach Indien und unterwarf
die ureinheimische Bevölkerung vom Dravidastamm, ein anderer drang nordwärts und er-
oberte Medien und persien. Neue Zweigvölker der großen arischen Völkerfamilie wandten
sich weiter gegen Westen, indem sie sich mehr und mehr in selbständige Völkerkreise sonderten
und Europa erfüllten. Aber sowohl in der Sprache als in den Sitten, und namentlich in den
religiösen Vorstellungen und Gebräuchen haben sich eine Menge gemeinsamer Züge erhalten,
die die Einheitlichkeit ihrer Abstammung beweisen. Auf asiatischem Boden entsprossen, wurden
sie in späteren Jahrhunderten die Träger der neuen Kultur des Abendlandes. Die Alai-
ketten (S. 92), die letzten westlichen Ausläufer des Tienschansystems, begrenzen die Pamir im
Norden. Im Süden umschließt dieselbe der Aarakorum (S. 89), eines der höchsten, groß-
artigsten, aber auch unwirtlichsten Gebirge der Erde. Zahlreiche gletscherbedeckte Gipfel über-
schreiten 7000 m, und der früher Dapfang, jetzt Godwin Austen genannte pik ist mit 8620 m der
zweithöchste gemessene Gipfel Asiens und der Lrde überhaupt. Ungeheuer hoch liegen im Aa-
rakorum die pässe, unter denen der Rarakorumpaß 5655 m mißt, während aber der Anstieg
derselben von Süden, vom Thal des Schayok und Indus, sehr steil ist, sind die Nordabhänge
sanft, fast eben. Auch die Fortsetzung des Gebirges gegen Osten, der Hindukusch, trägt ver-
eiste, gleichfalls über 6000 m aufragende Gipfel.
6. Ver Himalaja.
Der Himalaja, das höchste Gebirge der Lrde, bildet in einem nach Norden offenen Bogen
die südliche Umwallung Zentralasiens, indem er im Norden zum Hochlande von Tibet, im
Süden zur Tiefebene von Hindostan sich absenkt. Durch seine geographische Lage zwischen
Nord- und Südasien, seine Lrstreckung von Westen nach Osten, seinen Faltenbau wie seine
Gesteinsbeschaffenheit, seine Flußdurchbrüche, Gletscher und Vegetationsstufen, endlich durch
seine Bedeutung als Scheidewand für pflanzen, Tiere und Menschen, bildet er mannigfache
Vergleichungspunkte mit den Alpen. Nur sind alle Verhältnisse hier gewaltiger und'wirk-
sanier als dort (vgl. S. 89).
Der Himalaja hat eine Länge von 2^00 km und eine Breite von 200—550 km und
übertrifft dadurch die Alpen um das Doppelte, wie diese ist er ein Faltungsgebirge mit einer