Object: Geschichte des preußischen Vaterlandes

272 Der Oberst Zielen; Schlacht bei Hohenfriedber^. 
nahm, wurde er auf merkwürdige Weise vor Gefangenschaft bewahrt. Die in 
der Gegend umherstreifenden Kroaten hatten von seinem Besuche in Kamenz 
Kunde erhalten und kamen heimlich herbei, ihn gefangenzunehmen. Zur 
rechten Zeit merkte jedoch der Abt des Klosters die Gefahr, überredete den 
König, sich als Mönch zu verkleiden, und so wie dies geschehen war, rief er 
durch die Abendglocke die Mönche zum Gebete zusammen; mit ihnen begab 
sich der Köuig uugekannt in die Kirche. Die Kroaten durchsuchten vergeblich 
das ganze Kloster, kamen dann auch in die Kirche, scheuten sich aber, die Mönche 
im Gottesdienste zu stören, und zogen unverrichteter Sache wieder ab. 
Ganz Oberschlesien wurde unterdeß von österreichischen Schaaren über¬ 
schwemmt, nur der Markgraf Karl stand noch mit einer preußischen Heeres¬ 
abtheilung dort. Friedrich wollte ihn an sich heranziehen und beauftragte den 
Oberst Zielen, der sich durch kühne Thaten schnell von niederer Stelle zum 
Befehlshaber eines Husarenregimentes aufgeschwungen hatte, zum Mark¬ 
grafen zu eilen und ihm den Befehl zum^eiligen Aufbruch zu überbringen. 
Dazu mußte Zieten durch die feindlichen Schaaren hindurchkommen; seiner 
List und Kühnheit gelang das gewagte Unternehmen. Die neuen Pelze, welche 
seine Husaren eben erhalten hatten, glichen denen der Oesterreicher; er schloß 
sich unerkannt einem Trupp feindlicher Reiter an und zog mit ihnen mitten 
durch die Feinde. Erst ganz spät wurde er erkannt, nun aber schlug er sich 
tapfer durch und brachte sogar Gefangene mit in des Markgrafen Lager. 
Dieser bewerkstelligte mit gleicher Kühnheit seine Verbindung mit Friedrich. 
Schlacht bei Hohenfriedberg. Die Oesterreicher und Sachsen hatten 
sich unterdeß an der böhmischen Grenze vereinigt und bedroheten Nieder¬ 
schlesien. Friedrich zog ihnen entgegen und traf bei Striegan auf die feind¬ 
liche Armee. Er hatte sich mit seinen Truppen hinter sanften Anhöhen ge¬ 
lagert und unbemerkt von den Feinden konnte er ihren Anmarsch genau 
beobachten. Sie erwarteten keinen Angriff, waren vielmehr überzeugt, daß 
Friedrich sich vor ihnen nach Breslau zurückziehen würde. Da wurden am 
4. Juni (1745) gleich nach der ersten Morgendämmerung die Sachsen in 
ihrem Lager bei Hohenfried berg angegriffen und durch den heftigen Stoß 
der preußischen Reiterei bald in völlige Flucht gejagt. Früh um 7 Uhr waren 
die Sachsen bereits geschlagen, während die österreichische Reiterei, erst durch 
den Kanonendonner aus der Ruhe geweckt, noch sattelte. Herzog Karl von 
Lothringen aber gab die Hoffnung auf den Sieg nicht verloren; in der That 
kam es zum heftigsten Kampfe, in welchem jedoch das gewaltige Gewehr- und 
Kanonenfeuer der Preußen wieder den Sieg errang. Gegen 8 Uhr Morgens 
war die Schlacht zu Gunsten der Preußen entschieden; Herzog Karl ließ seine 
Truppen den Rückzug antreten, er hatte 9000 Mann Todte und 7000 Ge¬ 
fangene, während die Preußen an 5000 Todte und Verwundete zählten. Der 
König meldete den Sieg mit folgenden Worten an seinen Minister Podewils: 
„Unsere Cavallerie hat Wunder gethan; alle Corps haben geschlagen, alle 
vortrefflich; auch meine Brüder haben wie Löwen für das Vaterland gefoch¬ 
ten ; wir haben Wort gehalten." 
Das ganze Land empfand es, wie wichtig diese Schlacht war. So weit 
man den Kanonendonner hörte, fielen die Evangelischen in allen Ortschaften 
auf die Kniee, um den Sieg der protestantischen Sache von Gott zu erflehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.