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teilweise der Same zu keimen beginnt, der in die Herzen einer zahllojen
heidnischen Jugend ausgestreut wird. Auch Israel erwacht aus seinem
Schlafe, und viele aus ihm haben Jesum als ihren Messias erkannt und
bekannt. „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da
Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu
Zion: dein Gott ist König! Der Herr hat geoffenbaret seinen heiligen
Arm vor den Augen aller Heiden, daß aller Welt Ende sieht das Heil
unseres Gottes." (Jes. 52.) Sichtbar nahet mit Macht die Zeit, wo alle
Reiche der Welt Gottes und seines Heilandes werden, aller Kniee sich
beugen sollen in dem Namen Jesu Christi, in welchem allein das Heil ist,
und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr lei, zur Ehre
Gottes des Vaters.
Noch aber ist der Heiden Zahl nebst der der Jünger Muhamed's und
der Zerstreuten aus Israel fast dreimal so groß, als die der Christen, und
welche Bollwerke des Satans sind noch zu überwältigen, bis jene herrliche
Zeit erscheint! Ja, wenn noch die ganze Christenheit ein Mis¬
sionsvolk wäre! Aber Unzählige, die sich Christen nennen, sind lau
und kalt und feindselig dem heiligen Werk gegenüber, das Christi Ehre und
das Heil der Welt fördern will. Kein wahrer Menschenfreund kann bei
dieser großen Liebesarbeit unbethciligt bleiben; wie viel weniger darf, wer
sich für einen Jünger Jesu hält, ihr seine lebendige Theilnahme ver¬
sagen, sich weigern, sie durch Opfer, Arbeit und Gebet zu unterstützen !
Desgleichen darf ein Menschenfreund, geschweige ein wahrer Christ
der inneren Mission nicht fremd stehen. Sie hat zum Ziel, das
heidnische Wesen innerhalb der Christenheit auf dem Wege evan¬
gelischer Belehrung und Vereinigung zu bekämpfen und auszurotten, und
der sittlichen Verkommenheit, der Armuth, dem Elende aller Art zu steuern.
Sie bildet Enthaltsamkeits-, Erziehungs-, Jünglingsvereine,
Vereine zur Verbreitung guter Schriften, Gefängnißgesell¬
schaften; sie stiftet R e t t u n g s -, K r a n k e n -, A r m e nhäuser, Asyle
zur Besserung entlassener Sträflinge, Diakonen - und Diakonissen-
Anstalten, Kleinkinder-, Armen- und Sonntags schulen ; sie
sucht die in der Zerstreuung (Diaspora) lebenden Glaubens¬
genossen auf, bringt ihnen christliche Erbauung, und sammelt sie zu
kirchlichen Gemeinden, während die Gustav-Adolfs-Vereine bemüht
sind, ihnen Kirchen und Schulen, Prediger und Lehrer zu geben. Sowohl
die innere, als die äußere Mission schließen sich enge an die Bibelgesell¬
schaften und an die seit 1799 entstandenen Traktat gesell schäften
an. Alle diese christlichen Vereinigungen sind unwidersprechliche Zeugnisse,
daß in der evangelischen Kirche der Geist des Herrn wieder mit Macht wehet
und waltet. Und du sollst diesem Zuge des heiligen Geistes nicht wider¬
streben, sondern fragen: „Herr, was willst du, daß ich thun soll?" und
mit willigem Herzen auf seine Antwort lauschen.
Denk' nicht mit Kain: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" —
Bist du ein Christ, bist du aus Gott geboren, so liebst du die alle, für