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Geschichte. 
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g) Bedeutung des Siebenjährigen Krieges. Friedrich galt nun¬ 
mehr in allen Landen als der größte Feldherr und Staatsmann seiner Zeit. 
Allgemein nannte man ihn „den Großen". In den ärmsten Hütten blickte matt 
mit Ehrfurcht auf sein Bildnis. Preußen trat in die Reihe der europäischen 
Großmächte, zu denen bisher nur Frankreich, Englattd, Rußland uitd Österreich 
gehört hatten. Ohne Preußens Zustimmung bürste fortan in Europa nichts 
Wichtiges geschehen. Dabei blieb Friedrich stets kampfbereit, so daß er lange 
Zeit als „Schiedsrichter Europas" galt. Die führende Stellung in Deutschland 
ging ntlnmehr für längere Zeit von Österreich auf Preußett über. 
7. Friedrich der Große als Landesvater. 
a) Sorge für Landwirtschaft und Besiedlung des Landes. Schon 
als Kronprinz zeigte Friedrich großes Verständnis für die Landwirtschaft. Dies 
verdankte er besonders seiner Tätigkeit auf der Kriegs- und Domünenkammer 
in Küstrin. Sein Vater schenkte ihm ein Gut, das er vorzüglich bewirtschaftete. 
Als König reiste er viel im Lande umher, beobachtete genau, wie der Acker be¬ 
baut wurde, und gab danach seine Anweisungen. Er befahl, auf dem Lande 
neben den Wohnhäusern Obst- und Gemüsegärten einzurichten, und wies die 
Bauern an, außer dem gewöhnlichen Getreide auch Flachs, Mais, Luzerne, 
Kartoffeln und Rübsen anzubauen. Auch den Wein- und Seidenbau suchte 
er mit großem Eifer zu pflegen, obgleich der Weinstock und der Maulbeerbaum 
bei dem rauhen Klima des Landes nicht recht gedeihen wollten. — Besonders 
trat des Königs Fürsorge für den Ackerbau nach dem Siebenjährigen Kriege 
zutage. In demselben waren über 1/2 Million Bewohner zugrunde gegangen. 
Ode Felder, zerstörte Dörfer und Städte erinnerten in vielen Gegenden an die 
Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege. Die vom Kriege betroffenen Landes¬ 
teile bereiste Friedrich selbst, um die Not des Volkes kennen zu lernen und zu 
helfen, wo es nötig war (Bild 25). Mehrere Millionen Taler gab er hin, damit die 
zerstörten Städte und Dörfer wieder aufgebaut werden konnten. Verarmten 
Bewohnern erließ er für längere Zeit die Steuern und befahl, Pferde, Rindvieh, 
Schafe und Saatkorn unentgeltlich an bedürftige Bauern zu verteilen. Als 
ihm einst die Bewohner einer schlesischen Stadt für seine Hilfe danken wollten, 
sagte er: „Es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten 
Untertanen wieder aufhelfe; dazu bin ich da!" — Durch die Ent¬ 
wässerung des Oder- und Warthebruchs gelang es dem Könige, viele Hufen 
fruchtbares Acker- und Weideland zu gewinnen. Hier und in den Gegenden, 
die nach dem Kriege schwach bevölkert waren, siedelte er fleißige Einwanderer 
an. Dies gereichte dem ganzen Lande zu reichem Segen; denn die Württem- 
berger trieben guten Ackerbau, die Holländer verbesserten die Viehzucht, 
die Pfälzer hoben den Obst- und Weinbau, und die Italiener förderten den 
Seidenbau. Damit die Grundbesitzer sich gegenseitig über Ackerbau belehren 
konnten, gründete der König die ersten landwirtschaftlichen Vereine. 
b) Sorge für Handel und Gewerbe. Wie seine Vorfahren, so sorgte 
auch er dafür, daß das Geld möglichst im Lande blieb. Preußen sollte alles, 
was seine Bewohner brauchten, selbst liefern, soweit es sein Klima zuließ.
	        
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