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einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als
sie mit ihrer Bürde Holz auf dem Rückwege wieder an die
Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da stand
eine ganz vornehme Dame dort, winkte die arme Frau zu sich
und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wuszte
nicht recht, was sie denken sollte, und es dünkte diese abson¬
derliche Gabe ihr gar gering; doch nahm sie die Stricknadeln,
zeigte sie ihren Kindern und legte sie des Abends auf den Tisch.
Aber als die Frau am andern Morgen ihr Lager verliesz, siehe,
da lagen ein Paar neue, fertig gestrickte Strümpfe auf dem
Tische. Das wunderte die alte Frau über alle Maszen, und am
nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und
am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da. Jetzt merkte sie,
dasz zum Lohne ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr
diese Nadeln beschert waren, und liesz dieselben nun jede
Nacht stricken, bis sie und die Kinder Strümpfe genug hatten.
Dann verkaufte sie auch Strümpfe und hatte genug bis an ihr
seliges Ende.
13. Drei Räthsel.
1. Oben spitz und unten breit, 2. Fünf Finger und doch keine Hand,
durch und durch voll Süszigkeit, ein Schuh, doch ohne Sohle,
weisz am Leibe, blau am Kleide, bald kreideweisz wie eine Wand,
kleiner Kinder grosze Freude. bald schwarz wie eine Kohle.
3. Es saszen vierzehn Spatzen
auf meines Nachbars Dach;
der Jäger schosz darnach.
Da fielen sieben Spatzen.
Nun sag’, — soll ich dich loben, —
wie viel noch sitzen droben?
14. Der treue Hund.
Ein Kaufmann hatte einen Hund, der sehr wachsam und treu
war. Einst ritt der Kaufmann von einem Markte, wo er viel Geld
eingenommen hatte, nach Hause. Er hatte sein Geld in einem Man¬
telsacke hinter sich auf das Pferd geschnallt, und sein Hund lief neben
ihm her. Nach und nach wurden die Riemen locker, mit denen der