Full text: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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Wichtigkeit waren und als Vorboten des Uebergangs in eine neue Zeit 
anzusehen sind. 
Hier ist zunächst derCömpaß zu nennen, dessen Erfindung dem Flav io 
Gioja aus Amalfi im Anfang des 14. Jahrhunderts zu verdanken ist. 
Erst durch den Compaß wurde die Seefahrt auf dem freien Weltmeer möglich 
gemacht und der Weg zu neuen Entdeckungen gebahnt. Seine wesentlichsten 
Theile sind die auf einem Stifte frei spielende Magnetnadel, welche die 
wunderbare Eigenschaft besitzt, stets nach dem Nordpol zu zeigen, und die 
Windrose, eine kreisförmige Scheibe, auf welcher ein Stern von zweiund¬ 
dreißig Strahlen angebracht ist, deren Spitzen die Welt- oder Himmels¬ 
gegenden anzeigen. 
Die Erfindung des Schießpulvers wird gewöhnlich dem Franciskaner 
Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau zugeschrieben (1340), 
der ein großer Freund chemischer Untersuchungen war. Einst hatte er Sal¬ 
peter, Schwefel und Kohle in einem Mörser gestoßen und diese Masse mit 
einem Stein zugedeckt, als von ungefähr ein Funke hineinfiel, die Mischung 
entzündete und den Stein mit einem heftigen Knall in die Höhe schleuderte. 
So kam er auf den Gedanken, dies Pulver im Kriege zum Schießen zu 
gebrauchen. Nach 1350 finden wir die Kanonen oder, wie sie damals 
hießen, die Bombarden, Donner- oder Wallbüchsen im Gebrauch; später 
kam das kleine Gewehr auf, das anfangs noch mit einer Lunte oder Zünd¬ 
ruthe abgefeuert wurde. Die Erfindung des Schießpulvers und der Ge¬ 
schütze brachte einen gänzlichen Umschwung in der Kriegführung hervor, 
da die alten Waffen des Ritterthums den ferntreffenden Büchsen weit nach¬ 
standen und die Rüstungen gegen Kugeln keine volle Sicherheit gewährten. 
Daher bildete sich bei der allgemeinen Verbreitung des Feuergewehrs mit 
der Zeit eine neue Kriegskunst aus. 
Die segensreichste Erfindung ist die der Buchdruckerkunst durch den 
Mainzer Johann von Sorgenlock, genannt Gänsefleisch zu 
Guttenberg, gewöhnlich kurz Johann Guttenberg genannt. Das älteste 
Schreibmaterial waren die Blätter der Papyrusstaude in Aegypten, dann 
wurden Felle gegerbt und zum Schreiben zugerichtet; ein weiterer Fort¬ 
schritt war das Pergament, bis man noch später das Baumwollen- und 
zuletzt das Leinen- oder Lumpenpapier erfand. In alten Zeiten wurden Urkun¬ 
den und Bücher geschrieben, wobei man besonders die Anfangsbuchstaben schön 
auszumalen und durch Bildchen, mit Gold ausgelegt, zu verzieren pfiegte. 
Diese Art die Bücher zu vervielfältigen war sehr mühsam und zeitraubend, 
und die Bücher selbst waren unerschwinglich theuer. Man hatte bereits die 
Erfindung gemacht, Heiligenbilder und Spielkarten in Holz auszuschneiden 
und abzudrucken, und wandte sie nun auf einzelne Stellen und Capitel der 
Bibel an. Dies gelang; aber für jede Seite und jedes Buch mußten neue 
Tafeln geschnitten werden, und so war cs denn ein glücklicher Gedanke 
Guttenberg's, die einzelnen Schriftzeichen in buchenen Stäbchen — daher 
der Name Buchstaben — auszuschneiden, mit Fäden zu Zeilen zu verbinden 
und abzudrucken, denn diese Stäbchen konnten nach dem Gebrauche wieder
	        
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