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130. Berührungselektricität.
Die Berührung verschiedenartiger Stoffe allein genügt schon, um
Elektricität in ihnen zu erzeugen. Leiden muszte man die Nichtleiter,
weil sie die erzeugte Elektricität nicht fortführen können ; die leitenden
Körper, namentlich die Metalle, braucht man blosz in innige Berührung
zu bringen. Die Reibungselektricität ist daher blosz ein besonderer Fall
der Berührungselektricität, und diese letztere ist in allen wesentlichen
Eigenschaften mit der ersteren gleich, auch in der Weise, dasz das eine
Metall positive, das andere aber negative Elektricität erzeugt. Da man
von den gemeinen Metallen in der Regel Zink und Kupfer zur Gewinnung
der Berührungselektricität verwendet, so möge gleich erwähnt werden,
dasz die positive Elektricität bei dem Kupfer, die negative bei dem Zink
sich ansiedelt, ohne jedoch sich wesentlich verstärken zu können, weil
beide Elektricitäten eben so sehr sich auszugleichen streben, als sie an
der Berührungsfläche sich zu trennen suchen.
Baut man dagegen eine Säule von 50 Paar Kupfer- und Zinkplatten
auf einander, indem man jedes Paar durch feuchte Pappscheiben trennt,
die ebenfalls leitend wirken, so wird der Unterschied beider Elektricitäten
fünfzig Mal verstärkt, und man erhält so eine nach dem Erfinder benannte
Yolta’sche Säule mit einem starken positiven und starken negativen Pol,
die aber vor den beiden Polen der Leydener Flasche dadurch ausgezeich¬
net sind, dasz sie sich stets von selbst durch die blosze Berührung der
verschiedenen Stoffe neu erzeugen. Versieht man daher beide Pole mit
einem Metalldraht und führt die beiden Drahtspitzen gegen einander, so
findet statt des einen Entladungsfunkens ein ununterbrochener Strom von
Funken statt, und wenn man die Drähte fest zusammenfügt, ist dieser
Strom unsichtbar aber unaufhörlich thätig, wie er sich denn in jedem
Augenblicke bei einer Unterbrechung wieder durch die Lichterscheinungen
kund giebt. — Hat man nun auch seit Volta’s Entdeckung der starken
Kraft einer solchen Säule mannigfaltige bequemere und reinlichere Appa¬
rate erfunden, so ist doch keiner, der die Wirkungsweise eben so einfach
anschaulich machte, und es wird genügen zu sagen, dasz alle diese künst¬
lichen Apparate jedesmal nur ein Zink- und Kupferplattenpaar (Kette ge¬
nannt) darstellen, dasz dageneg erst eine Anzahl von Apparaten dasselbige
ist, wie eine Volta’sche Säule, und daher auch Säule oder Batterie genannt
wird. — Mancherlei Aufschlusz über das geheimste Wesen der Dinge hat
dieser beständige elektrische Strom den Naturforschern geliefert, aber
keinen, der für die Menschheit so wichtig geworden wäre, als die von
Hans Christian Oersted in Kopenhagen gemachte Entdeckung, dasz der
elektrische Strom die Magnetnadel von ihrer Richtung ablenkt, mithin von
einer magnetischen Kraft begleitet ist, welche in dieser Nähe stärker
auf die Magnetnadel wirkt, als der Magnetismus der ganzen Erde.
131. Yoin galvanischen Telegraphen.
Wenn man einen Kupferdraht an dem einen Ende an eine Kupfer¬
platte , an dem andern Ende an eine Zinkplatte anlöthet und diese beiden
Platten soweit aus einander, als es die Länge des Drahtes thunlich macht,
in den feuchten Boden hineinsteckt, so nimmt dieser Draht ganz wunder¬
bare, auf den ersten Blick gar nicht zu vermuthende Eigenschaften an.
Wenn man ihn z. B. mit feuchten Händen anfaszt und aus einander reiszt,
so fühlt man in beiden Händen an den Stellen, wo man ihn berührt, ein
stechendes Reiszen. Wird das Abreiszen im Dunkeln bewirkt, so be¬
merkt man auch im Augenblicke des Abreiszens einen kleinen Feuer-