Full text: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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Sogenannte Kapitalschrift, welche den Steinschriften der Augusteischen Zeit am meisten sich nähert. Die Probe, welche in etwas verkleinertem Maßstab gegeben 
ist, bietet aus einer Bergilhandschrist des 3. oder 4. Jahrhunderts n. Ch. den Hexameter „Pascitur in magna Sila (dafür ist silva verschrieben) formönsa 
iuvenca" d. h. es weidet auf der weiten Sila (einer Bergwaldung) eine junge Kuh von schöner Gestalt (Verg. Georg, in, 219). 
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Flüchtigere Kapitalschrift aus dem Herkulanensifchen Papyrus, welcher ein Gedicht auf die Schlacht von Actium enthält, also in den Jahren 31 v. Chr. bis 79 n. Chr. 
geschrieben sein musi. Der Hexameter „consiliis liox apta ducuni, lux aptior armis" lautet in der Übersetzung: für (listige) Pläne der Feldherren (ist) 
die Nacht geeignet, das Tageslicht geeigneter für die (Handhabung der) Waffen. 
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Römische Kursive auf einer in Siebenbürgen gefundenen Wachstafel v. I. 159 n. Chr.: „Andueia Batonis cmit mancipioque accepit domns partem" 
d. h. Andneja, die Frau des Bato, erwarb und empfing durch förmlichen Kanfakt einen Teil des Hauses. 
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Unzialschrist, eine Schriftgattung, welche eine Anzahl von Buchstaben in abgerundeter Form bietet und schon im 4. Jahrh. n. Chr. ausgebildet war. Die Probe 
stammt aus einer Livinshandschrift des 8. Jabrhunderts ,,tredecim (XIII) milia octingcntos quinquaginta (DCCCL) peditcs cetratos misit in 
Africam" d. h. 13850 Mann leichtbewaffneten Fußvolkes sandte er nach Afrika (Liv. XXI, 21). 
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Runen. Sie sind eine dem lateinischen Alphabet ähnliche Schrift, deren Gebrauch allen Germaneustämmen gemeinsam gewesen zu sein scheint. Die Zeichen des 
Runenalphabetes finden sich z. B. auf einer Silberspange, die einem Merowingergrab vom Ende des 6. Jahrhunderts in der Näye von Charnay (Bourgogue) 
entnommen ward, und erscheinen nach unserer Folge geordnet 
1 5 7a 7b 10 Hau. b 15 17a 17b 20 
. (Probe a) = ab c (d. t). k) d e f g (nasaler Gutturallaut) hij 1 mnoprs (stimmhaftes s) t th n w. 
Probe b bietet die Inschrift ans einer Silberspange, die bei Nordendorf in der Nähe von Augsburg mit römischen Kaisermünzen gefunden wurde, von welchen 
die untersuchten bis auf Valens (f 378) herabreichen: „lona tliiore Wodan winuth lonath" d.h. (nach Dietrichs Übersetzung) mit teurem Lohne Wodan 
Frenndfchaft lohnet. 
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Minuskel. Sie stellt eine Reform der merowingischen Schrift (vergleiche die Abbildung der Urkunde) unter Einfluß der alten Minuskel dar, 
welche sich etwa seit dem 5. Jahrhundert aus der Unzialschrist entwickelte (Halbunzialschrist). Für die Ausbildung und Verbreitung der karolingischen Minuskel 
sorgte besonders die Schreibschule des Alkuin in Tours. Dieser entstammt, wie man annimmt, ein Kodex der Cölner Dombibliotbek. dem die Probe entnommen 
ist: „auxiliare nobis et redime nos propter misericordiam tuarn66 d. h. hilf uns und erlöse uns wegen deiner Barmherzigkeit.
	        
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