Full text: Preußischer Kinderfreund

— 259 — 
wiederholten ihre Raub- und PlünderungSzügs immer mit keckerem 
Muthe. Sie hatten die Waffen der Deutschen nicht zu fürchten, 
die in dieser Zeit den zahllosen Reiterschwärmen des schrecklichen 
Ungarnvolkes so oft erlegen waren. Unter diesen Drangsalen würd» 
der tapfere Sachsenherzog Heinrich 019 zum Könige der Deut¬ 
schen erwählt. Er rüstete sein Volk mit Macht und führte es, 
um seine Streitmacht zur Bekämpfung des stärkeren Feindes der 
Ungarn zu stählen, gegen die Wenden 027. Nach Ueberwindung 
großer Hindernisse geht er im Winter über das Eis der Sümpfe 
dis' unter die Mauern der Stadt Brennabor (Brandenburgs und 
zwingt sie zur Uebergabe, und den Wendenkönig Tugumir zur Tri- 
butzahlüng und Annahme des Christenthums. Um aber die Streit¬ 
lust der Wenden zu brechen, bestimmt der König Heinrich am Ha¬ 
vel- und Elbflusse einen Landstrich zu einer Grenz- oder Mark¬ 
grafschaft, die anfangs den Namen Nordfachsen, Nordmark 
oder auch wendische Mark führte, und ernennt einen Markgrafen, 
dass er die Wenden in Unterwürfigkeit erhalte. Darnach besiegt e» 
in einer großen Schlacht bei Merseburg 933 die Ungarn. Das 
deutsche Volk aber freute sich seines großen Königs und der wiedec- 
errungenen Freiheit. 
Nach König Heinrichs Tode suchten die Wenden das Joch der 
Deutschen wieder abzuwerfen. Der Markgraf Gero, von ihnen 
hart gedrängt, lässt, um dadurch die Kraft des Volkes zu brechen, 
30 der vornehmsten zu Gaste geladene Wendenfürsten meuchlings 
ermorden. Voll Zorn über die boshafte That erhoben sich dis 
Wenden zum Kampfe, mussten aber unterliegen, weil der Krole 
fKönig) Tugumir an seinem eigenen Volke zum Verräther ward, 
indem er in Brennabor seinen Vetter und Thronerben ermorden 
ließ, und an Gero die Stadt überlieferte. Nach der Unterwerfung 
des Hevellerlandes stiftete der Nachfolger König Heinrichs, der Kai¬ 
ser Otto I. 946 die Bisthümer Brandenburg und Havelberg, um 
dadurch der christlichen Religion um so leichter Eingang zu ver¬ 
schaffen. — Noch aber lebten zwei Sprösslinge des alten Königs¬ 
geschlechts, Nako und Stoin of. Beide stellten sich an die Spitze 
des nach Freiheit rufenden Volkes. Der Rachekrieg entflamnire 
von neuem und stürzte die christlichen Kirchen in Trümmer. Da 
kam Kaiser Otto und durchzog mit furchtbarer Verwüstung das 
Land. Aber plötzlich steht er sich von den zahlreichen Streithaufen 
des erbitterten Feindes rings eingeschlossen, dennoch fordert er Un¬ 
terwerfung oder offene Wahlstatt zur Entscheidungsschlacht. Stoi¬ 
nof aber weist beides mit Hohn zurück. Da erringt der Kaiser, 
zur Nothwehr gezwungen, durch plötzlichen Ueberfall einen vollstän¬ 
digen Sieg. Der flüchtige Stoinof ward getödtet und Nako auch 
bald nicht mehr genannt. 
Unter der Herrschaft des Kaisers Otto II. reizte der Markgraf 
Dietrich durch grausame Härce die ullterworsenen Milzen zu neuer 
Empörung. Der Dom zu Havelberg ward zerstört, Brandenburg 
erstürmt, und jede Spur des Christenthums vernichtet 082. Dar« 
«ach behaupteten sie unter fortwährenden Kriegen gegen die Deutscheil 
17 *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.