-- 260 —
noch anderthalb Jahrhunderte ihre Freiheit, bis sie endlich lmPar-
theikampfe mit Feuer und Schwert gegen einander wütheten, und
so geschwächt um so sicherer eine Beute der Deutschen wurden.
Während dieser Zeit walteten Markgrafen aus den alten Geschlech¬
tern der Grafen von Walbeck, Stade und Plötzkau in der Nord¬
mark. Ihren gewöhnlichen Sitz hatten sie in der Burg Soltwedel
(Salzwedel) nach welcher sie oft genannt werden.
Von der Regierung der anhaltinifchen, bairischen und lurem,
burgtschen Regenten bis zum Anfange der Regierung der Ho-
henzollern, von 1133 bis 1415. Die anbaltinische oder
ascanische Linie, von 1133 — 1320.
Markgraf Albrecht, der Bär 1133—1170.
Albrecht erbte von seinem VaterdieGrasschaftBallenstädt
am Harze, in welcher die Burg Anhalt lag, nach welcher die Für¬
sten den Namen Anhaltiner führten. Ascanier hießen sie nach der
Stadt Aschersleben (Uitcini-fds) ascania), wo sie ihren Hauptsitz hatten.
Nachdem die bisherigen Markgrafen in der Nordmark nur als
kaiserliche Statthalter regiert hatten, erhielt im Jahre 1133 Graf
Albrecht, mit dem Beinamen: der Bär, so genannt wegen sei¬
ner Tapferkeit, vom Kaiser LothlN die Belehnung der Nordmark
mit dem Lande bis an dieOder erb-und eigenthümlich. Nach
einem schweren Kriege mit dem Herzoge von Vaiern und Sachsen,
Heinrich dem Stolzen, eroberte er das Land bis an die Oder, und
machte der Herrschaft des Wendenkönigs Jatz ko ein Ende. Die bis¬
herige Nordmark wurde nun Altmark, das Land zwischen Havel und
Oder chie heutige Mittelmark und Priegnitz) Neumark geheißen. Al¬
brecht nannte sich aber von nun an Markgraf». Brandenburg.
Um das menschenleere Land wieder zu bevölkern, nahm er viel
Familien aus Holland, Friesland, Seeland und Flandern, die durch
Krieg und Waffersnoth aus ihrer Heimath vertrieben waren, auf.
Durch Hülfe dieser gewerbfleißigen Emzögiinge wurden die Städte
Berlin, Nheinsberg, Spandau,-Bernau, Stendal, Priswalk u. a.
angelegt und viele Dörfer erbaut. Die verschiedenen Völker des
Landes zu verschmelzen, führte er nach und nach die christliche Re¬
ligion und deutsche Sprache unter ihnen ein. Auch zog er, von
einer Pilgerfahrt aus dem heiligen Lande wiederkehrend, Johanni¬
ter-Ritter zur Bekämpfung der heidnischen Wenden iws Land,
welche die Stadt Templin erbauten. So wurde Markgraf Al¬
brecht der Gründer eines neuen Staats in Norddeutschland.
Sein Sohn Otto I. (1170—1184) förderte im Geiste seines
Vaters seines Landes Wohl. Auch leistete er treue Dienste bei
Bekämpfung Heinrichs des Löwen, des Herzogs von Baiern und
Sachsen, der im Ungehorsam gegen den Kaiser Friedrich I. (Bar¬
barossa) die Waffen erhoben, und gewann so durch kaiserliche Gunst
als Markgraf von Brandenburg die Würde eines Erzkämmerers
des deutschen Reichs, wodurch er und seine Nachfolger in die Reihe
der vornehmsten Reichssürsten traten, durch welche herkömmlich der
deutsche Kaiser gewählt wurde. Bald darnach ertheilte Friedrich