IV
gemessene wahre Erzählungen, theils Belehrungen aus dem Gebixte der
den Kindern so nahe liegenden Natur, theils sinnvolle Denkspruche und
Sprüchwörter, so wie kleine Auseinandersetzungen über begriffsverwandte
Wörter, theils Parabeln, Gedichte, Lieder und Fabeln aufgenommen.
9. Den Plan bei der Anordnung betreffend wäre poch das zu be¬
merken: der gesäumte Lesestoff zerfällt in drei Abschnitte. Der erste ent¬
hält das Satzlesen, wobei das Kind nur auf den einzelnen zu lesenden
Satz seine Aufmerksamkeit zu richten hat, und nicht auf den Zusammen¬
hang. Der Gebrauch des Lesebuchs kann also erst da eintreten, wo die
Kinder durch die Wandsibel bis zum Lesen einfacher Sätze geführt sind.
Die Reihenfolge der Uebungen geht vom nackten Satze aufwärts bis- zur
Periode durch stufenweise Ausbildung mittels Hinzufügung näherer Be¬
stimmungen, so zum Selbstande wie zur Aussage. Dieser Abschnitt soll
auch zugleich als Grundlage für den Sprachunterricht benutzt werden. — In
dem zweiten Abschnitt-' sollen die kleinen leichten Lesestücke, zum Theil
für's Auswendiglernen geeignet, wie freundliche liebe Bekannte die jungen
Kinder ansprechen. Ihr enger aber lebendiger Anschauungskrcis wird
ihnen hier in lieblichen Worten der Parabel, Erzählung / des einfachen
Liedes u- s. w vergeistigt, und das Gemüth lebendig angesprochen; aber
auch für den Verstand gicbt's so manche Nuss zu knacken, die einen sü¬
ßen Kern bietet.
Dcp dritte Abschnitt bietet längere und schwerere Lesestücke für fer¬
tigere Leser und mehr entwickelte Kinder. Wenn den reiferen Schülern
in manchem frühern, vielgebrauchten Lesebuche die gleichförmig zugeschnit¬
tenen Lesestücke wie Plaudereien einer geschwätzigen Alten vorkommen
mussten, so sollen sie hier in eine geistreiche Gesellschaft vgn Männern
treten, worin alle, jeder auf seine Weise, den Eintretenden freundlich-
ernst ansprechen und anregen, dass ihm vor Allem klar werde, was er
selbst ist, hat und mitbringt, und er alsdann aufnehme Erfahrung und
Weisheit der Erfahrnen und Weisen. Die Schüler sollen einzelne Blicke
in das Leben der Natur thun, wodurch sie angeregt werden mehr zu ler¬
nen. Das schöne erweckliche Lied soll gelernt und gesungen werden. Der
Wohllaut des Liedes vereint sich ja so leicht mit der Heiterkeit des kind¬
lichen'Sinnes, und eine Schule scheint verwaist ohne singende Kinder.
Schließlich müssen wir zum voraus dem Vorwurfe begegnen, als
sei nicht Alles iq dieser Sammlung den Kindern verständlich. Wir
müssten es sogar' für einen großen Mangel halten, wenn darin Alles,
selbst für die am meisten herangereiften Kinder, gleich klar und ver¬
ständlich wäre. Das Kind soll an seinem Lesebüche einen Schatz haben,
den es um seines Verstand und Gemüth anregenden Inhalts Willen
lieb gewinnt, und zu dem es auch in spätern Jahren gern noch öfter
zurückkehrt, um neue Anregung zu empfangen.
P. - V. -