303
ihn gefangen nahm und im Gefängnisse ermorden ließ. Dies
Letztere geschah am loten Jul. 1762, und sie bestieg nun als
Kaiserin Katharina II. den Thron.
Durch diesen Regcntenwechscl wurde nun Plötzlich das erst
kürzlich mit Preußen geschlossene Freundschaftsbündnis» zerstört.
Das Volk und der Senat wünschten den Krieg, und glaubten
mit Katharina, daß Friedrich II. Petern die verhaßten Neue¬
rungen und die üble Behandlung seiner Frau angerathen hatte.
Daher wurde Czernitschef von dem preußischen Heere zurückge¬
rufen, und es wurden die nöthigen Befehle zur Erneuerung
des Krieges gegeben. Aber schon nach einigen Wochen änderte
sich diese Stimmung wieder. Als man nämlich die Briefschaf¬
ten des ermordeten Kaisers untersuchte, fand man auch die Briefe
Friedrich's, und zu ihrem Erstaunen sah Katharina daraus, daß
dieser dem verblendeten Kaiser eifrig seine unklugen Neuerun¬
gen widerrathen, und ihn beschworen habe, seine Frau wenig¬
stens mit äußerer Hochachtung zu behandeln. Sie wurde da¬
durch bis zu Thranen gerührt, und bestätigte den Frieden.
Durch die sieben Feldzüge gegen die Preußen hatten Fried¬
richs Feinde endlich die Ueberzeugung bekommen, daß es doch
nicht so leicht sey, ihn zu unterdrücken, als sie wohl anfangs
geglaubt hatten. Schweden war dem Beispiele Rußlands ge¬
folgt, und hatte Frieden geschlossen, und die andern Feinde hat¬
ten auch den Krieg herzlich satt. Die Hoffnung, Schlesien zu
erobern, war von Maria Theresia ganz aufgcgeben worden, und
ihre Cassen wurden immer leerer. Die Franzosen waren bisher
von dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig, einem der
größten Generale seiner Zeit, in Westphalen und am Rhein mit
Glück bekämpft worden, und konnten die Kosten zu Fortsetzung
des Kriegs auch nicht mehr aufbringen. Es näherten sich daher
die kriegführenden Machte, und nach kurzen Unterhandlungen
wurde am 15. Februar 1763 durch den Frieden von Hu-
bertsburg,? einem Jagdschlösse zwischen Meißen und Leipzig,
einer der merkwürdigsten Kriege beendigt.
106. Frie.drich's des Großen fernere Negierung
und Tod.
Die Staaten Friedrich's, und alle die andern Lander, welche