V. Produkte der Erde.
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?aß alle Thiere durch die Sinne Eindrükke erhalten, ob man
gleich an manchen gar keine Sinneswerkzeuge entdecken kann.
So haben z. B. die Schmeißfliegen, und andere Insekten,
offenbar den Sinn des Geruchs, ob man gleich keine Dfafe
an ihnen bemerkt, und die Fische hören unstreitig sehr scharf,
ob sie gleich kein äußeres Ohr haben; denn man kann z. V.
die Karpfen in einem Teiche daran gewöhnen, daß sie auf
den Schall einer Glokke sich versammeln, um gefüttert zu
werden. Einige Thiere haben ganz außerordentlich scharfe
Sinne. Von einer unermesslichen Höhe herab entdeckt der
Adler seinen Raub, und auch sein Geruch ist bewundernswür¬
dig scharf. Vermöge seines scharfen Geruchs findet ein Hund
Meilen weit sich wieder nach Hause, und eben dadurch entdeckt
er unter vielen hundert Menschen seinen Herrn. Die Thiere,
welche Aas verzehren, spüren ein todtes Thier auf eine Strek-
ke von mehreren tausend Schritten, und wissen es durch den
Geruch zu finden, wenn es auch im Dikkicht versteckt liegt.
Der Hase hört den Schuß einer Flinte, erschrickt, ändert sei-
nen Weg, und entläuft mit verdoppelter Schnelligkeit. Das
Pferd schmeckt die Annehmlichkeit des kräftigen Korns, und
lässt die dumpfigen ungedeihlichen Halme liegen. Der Ge¬
ruch des gebratenen Specks lockt die Maus aus ihrem weit
entfernten Schlupfwinkel, und macht, daß sie den Mehlka-
sten unberührt lässt. Die Katze liegt mit Wohlbehagen im
wärmenden Sonnenschein, und der Hund geräth fast in
Wuth, wenn man Kienöl auf seinen Körper gießt, weil ihm
dieser Geruch unerträglich ist. Geruch und Geschmack sind un¬
streitig die Ursachen, warum daö größere Hornvieh nicht mehr
und nicht weniger, als etwa 270 Arten "von Pflanzen frisst,
und alle übrigen stehen lässt, so schön und kräftig sie auch sein
mögen. Das Pferd nährt sich mit 262 Pflanzenarteir, die
Schweine fressen deren nur 72, und berühren keine andere, als
diese, wenn sie auch noch so hungrig sind. Leget einer Raupe
30 verschiedene Arten von Blättern vor, sie wird vielleicht nur
eine einzige Art benagen, und alle übrigen unberührt lassen.
Wenn die Thiere entkräftet sind, und der Erholung be¬
dürfen, so suchen sie einen sichern und bequemen Ori, und
fallen in den Schlaf, in welchem manche, z. B. die Hasen
und Gemsen, die Augen offen behalten, und auch wohlsträu¬
men; wenigstens bemerkt man an den Hunden, daß sie oft
im Schlafe bellen und knurren, wovon nur ein Traum die
Ursache sein kann. Einige Thiere, besonders die Katzen, die