Niederlande gerufen wurde und wo er in königlicher Pracht residierte. Das spanische Erbe
schien den Wittelsbachern eine glänzende Zukunft zu sichern. Schon lagen die Schiffe bereit,
die den jungen Prinzen in sein zukünftiges Erbreich bringen sollten, als er aus unbekannten
Ursachen ganz plötzlich verschied. Der in seinen stolzen Hoffnungen so schwer getäuschte Vater
konnte sich des Argwohns nicht erwehren, daß der Wiener Hof bei dem Tode des Kurprinzen
die Hand im Spiele habe, und hieraus erklärt sich vor allem die Anderung in der Stellung Max
Emanuels zum österreichischen Kaiserhause.
Nach dem Tode Karl II. von Spanien erhoben Leopold J. für seinen Sohn
Karl und Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou die Waffen. Auf Frank—
reichs Seite standen nur die Wittelsbacher, auf Seite des Kaisers alle übrigen deutschen
Reichsstände, dazu noch England, Holland, Portugal und Savoyen. 1704 kam es
zur Schlacht bei Höchstadt a. D. Heldenmütig kämpften hier die Bayern und der
Kurfürst zeigte sich im Glanze seiner vollendeten Kriegskunst; aber durch das Un—
geschick der Franzosen endete der Kampf mit einem entscheidenden Siege des öster—
reichisch⸗englischen Heeres unter dem Prinzen Eugen und dem Herzog von Marl—
borough. Max Emanuel mußte mit den Trümmern seiner Armee flüchten und wurde
vom Kaiser mit der Acht belegt. Bayern wurde als eroberte Provinz behandelt und
von den Osterreichern hart bedrückt. Unerschwingliche Kriegssteuern und unerträg—
liche Einquartierungen lasteten schwer auf Bürgern und Bauern, so daß im Volke
immer lauter der Ruf erscholl: „Lieber bayrisch sterben als österreichisch verderben“.
Der Bayerische Befreiungskampf 1705. Das rücksichtslose Auftreten der Kaiserlichen
erfüllte das treu an seinem Fürstenhause hängende Bayernvolk mit tiefem Groll. Dieser ging
in offene Empörung über, als man bayrische Untertanen in die österreichische Armee einzu—
stellen begann und damit umging, die kurfürstlichen Kinder nach Osterreich wegzuführen. Die
niederbayerischen Bauern scharten sich um Xaver Meindl und Sebastian Plinganser:
die Oberländer wollten das von den Osterreichern besetzte München befreien. In der Weihnacht
1705 sollte der Plan zur Ausführung kommen; allein die Osterreicher, die von dem Vorhaben
durch Verrat Kenntnis erhielten, schlugen den Ansturm mit Übermacht ab und drängten die
Bauern nach Sendling zurück, wo mehr als 2000 wackere Landleute ihre Bayerntreue mit
ihrein Blute besiegelten. Bei diesem Kampfe soll nach der Sage der riesenstarke Schmied
von Kochel die Löwenfahne unter Wundern der Tapferkeit verteidigt haben, bis er selbst als
der letzte fiel. Ein Wandgemälde an der Sendlinger Kirche und ein Denkmal auf dem Fried—
hofe halten die Erinnerung an den Todeskampf der tapferen Bauern wach. Die niederbave—
rischen Kämpfer erlitten bei Aidenbach eine entscheidende Niederlage.
Unterdessen wurde der Kampf auch außerhalb Bayerns mit Erbitterung fort—
geführt. Ludwig XIV. geriet gegenüber der Übermacht und dem Ansturme kriegs—
gewandter Gegner in schwere Bedrängnis. Als aber der habsburgische Bewerber
um den spanischen Königsthron die österreichischen Lande erbte und 1711 als
Karl VI. die Kaiserkrone erhielt, da schlug die Stimmung zugunsten Frankreichs
um. Denn man wollte nicht, daß wieder zwei große Reiche in einer Hand vereinigt
wären. Und so erreichte Ludwig XIV. in den Friedensschlüssen zu Utrecht (1713)
und Rastadt (1714), daß Philipp V. Spanien und dessen außereuropäische Be—
sitzungen behielt. Nur die Nebenländer (Belgien, Holland, Neapel und Sardinien)
fielen an Osterreich. England wußte sich die Herrschaft über weite nordamerikanische
Gebiete zu sichern und erhielt außerdem das wichtige Gibraltar.
Jetzt erst konnte Max Emanuel nach Bayern zurückkehren, wo er trotz des schweren
Unglücks, das er durch seine Teilnahme am spanischen Erbfolgekriege über das Land
heraufbeschworen hatte, mit lodernder Begeisterung empfangen wurde. Als Helden,
mit dem Degen in der Faust die Schanzen von Belgrad stürmend, stellt ihn das auf
dem PVromenadeplatz in München errichtete Denkmal dar.