Full text: Der deutsche Kinderfreund

64 II. Erzählungen 
will ich gewiß nicht wieder ins Wirthshaus gehen und spie¬ 
len! so ließ er sich doch immer wieder verführen, wenn ei¬ 
ner seiner Kameraden kam, und ihm zuredete. Die Hoff¬ 
nung, das Verlorene wieder zu gewinnen, trieb ihn immer 
wieder in das Wirthshaus und an Len Spieltisch; aber 
wie traurig schlich er dann des Abends nach Hause, wenn er 
nun abermals verloren, oder doch Nichts gewonnen hatte! 
Einst war er dadurch in so große Geldnoth gerathen, daß er 
sich gar nicht mehr zu helfen wusste, und da kam er auf den 
schrecklichen Gedanken, in einem Hanse, wo er arbeitete, zu 
stehlen. Er nahm einen Rock und einen silbernen Löffel weg, 
nicht ohne große Angst und Beklemmung. (O, hätte er doch 
lieber gehungert, oder Andere um eine Gabe angesprochen!) 
Als er den Löffel verkaufen wollte, ward er als verdächtig 
angehalten, sein Diebstahl kam heraus, und er musste lange 
im Gefängnisse sitzen. Dadurch kam er vollends herunter, 
und von dieser Zeit an wurde er nie wieder recht fröhlich, 
und gelangte auch niemals zu einigem Wohlstände. Wie 
traurig sind die Folgen der Spiel sucht! 
35. Der undankbare Schüler. 
Änton wurde von seinen Aeltern zwar in die Schule ge¬ 
bracht, aber nicht dazu angehalten, die Schule ordentlich 
zu besuchen; daher kain er oft zu spät, und manche Tage gar 
nicht in die Schule. Wenn der Lehrer dann nach ihm fragte 
so hieß es immer: Amon habe für seine Aeltern weggehen 
müssen, oder er sei krank, oder auch: er könne heute nicht 
kommen, weil er zu Hause nothwendig zu thun habe. Da¬ 
mit war der Lehrer freilich nicht zufrieden; denn wie war es 
wohl möglich, daß Anton in Kenntnissen weiter kam, wenn 
er die Schule so oft versäumte? Aber was den Lehrer vorzüg¬ 
lich verdroß, war dies, daß Anton sich gar nichts aus dem Un¬ 
terrichte rnachte, sich immer treiben ließ, und keinen Lerneifer 
zeigte, besonders nachdem er endlich so weit gekommen war, 
daß er ein wenig lesen und schreiben konnte; denn dieser Kna 
be war thöricht genug, zu meinen, er thue nur dem Lehrer 
damit einen Gefallen, wenn er in der Schule fleißig und auf¬ 
merksam sei. Es fiel ihm gar nicht ein, dies fitr seine Schul¬ 
digkeit zu halten. Er hatte daher die vier Jahre in wel¬ 
chen er die Schule besuchte, schlecht genug angewandt, und 
wenig gelernt. Desto mehr erstaunte der Lehrer, als Anton 
eines Tages in die Schule trat, und ihm anzeigte, daß et
	        
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