Full text: Der deutsche Kinderfreund

Die Gegenreformation 
und der dreissigjährige Krieg. 
Calvinismus und Romanismus. 
§ 170. Calvin und sein Werk. Ein neuer tatkräftiger Vertreter 
der kirchlichen Reformation erstand im Calvinismus, der besonders 
im westlichen Europa große Erfolge davontrug. 
Johannes Calvin, geboren 150Q zu Noyon in Nordfrankreich, 
früh ein eifriger Anhänger Luthers, mußte deshalb die Pariser Sor¬ 
bonne verlassen. Er ging zunächst nach Basel. Im Jahre i^6_kam 
er zum ersten Male nach Genf, wurde aber wegen seines rücksichts¬ 
losen Auftretens vertrieben und hielt sich längere Jahre in Straß- 
burg, dem Hauptsitz des süddeutschen Protestantismus, auf. Bald 
nach Genf zurückberufen, gewann er hier eine unbedingt maßgebende 
Stellung. Er starb 1564. 
Calvins Lehre, in der schon 1536 in Basel erschienenen Institutio 
reliqionis Christianae niedergelegt, empfing ihr Gepräge vor allem 
durch die schroffe Auffassung von der Vorausbestimmung (Prä¬ 
destination), wonach die Menschen durch Gott seit Uranfang unab¬ 
änderlich entweder zum Guten oder zum Bösen ersehen sind. Ein 
wesentliches Merkmal des Calvinismus war seine den demokra¬ 
tischen Zuständen der apostolischen Zeit nachgebildete Gemeinde¬ 
verfassung. Sie gewährte in den Ältestenkollegien, den Synoden, 
ja selbst im Konsistorium dem Laientum starken Anteil an der kirch¬ 
lichen Verwaltung. Noch fester als Zwingli verschmolz Calvin Staat 
und Kirche und unterwarf in seinem Genfer Gottesstaat auch das 
gesamte öffentliche Leben strengster Kirchenzucht. Jede Auflehnung 
gegen die Autorität in Lehre und Leben wurde schwer bestraft; der 
spanische Arzt Servet, der die Dreieinigkeit und die Gottheit Christi 
leugnete, erlitt als Ketzer sogar den Flammentod. 
Straffe Zucht, trotzige Kraft und Überzeugungstreue pflanzte 
Calvin so auch in seine Anhänger. Dem kampfes- und angriffs¬ 
freudigen Calvinismus fielen fortan die Erfolge zu: er wurde in 
Frankreich eine Macht, begeisterte die Niederländer im Kampfe gegen 
die spanische Unterjochung, eroberte sich Ei^land und Schottland 
und wanderte mit den Briten hinüber nach Nordamerika und Au¬ 
stralien und mit den Holländern nach Südafrika; sogar im deutschen 
Calvins 
Leben 
Calvins 
Lehre 
Ausbrei¬ 
tung des 
Galvinis- 
mus
	        
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