Full text: Der deutsche Kinderfreund

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und des Nachdenkens. 
die Erde umgraben muß. Ich kaun begreifen, warum 
der Topf einen Henkel haben, und warum ein Messer 
vorn scharf, am Rücken aber glatt und stumpf seyn 
muß. Ich weiß, warum meine Schuhe von Leder, und 
nicht von Holz oder Blech oder von Tuch gemacht sind, 
und warum ein Wagen nicht mehr als vier Räder ha¬ 
ben darf. 
Ich kann einsehen, warum ich nicht immer thun 
darf, was ich will; warum ich thun soll, was meine 
Aeltern und Lehrer wollen; war. .n ich folgsam, sicißig 
und aufmerksam seyn soll.— Ich weiß, warum die Thü¬ 
ren hoch, die Dächer schräge, die Keller gcwdlbt sind, 
warum die Küchen einen Heerd von Steinen und nicht 
von Holz haben, und die Straßen gepflastert seyn müssen. 
Ich bemerke, daß der Tisch und die Bank einander 
ähnlich sind, und weiß auch, worin die Ächnli ch- 
k ei t besteht. Ich bemerke, daß beide aus Holz gemacht 
sind, beide sich durch den Gebrauch abnutzen, beide im 
Feuer verbrennen (brennbar sind), und beide Füfie haben. 
Aber ich sehe auch ein, daß beide einander unähnlich 
oder von einander verschieden sind; denn ich be¬ 
merke an dem einen Manches, was an dem andern 
nicht ist, z. B. — 
Die Rose ist der Nelke ähnlich; denn beide sind 
Blumen; beide haben einen schönen Geruch und schöne 
Farben; beide haben eine Wurzel, Blätter und Stengel; 
beide entstehen aus einer Knospe; beide blühen eine kurze 
Zeit, und verwelken daun. Aber die Rose ist auch von 
der vielte verschieden; denn sie bat einen andern Ge¬ 
ruch, sie hat nur Eine Farbe, die Nelke aber ist ge, 
wöhnlich bunt. An der Rose sind Stacheln, aber an 
der Nelke nicht. Die Rose hat breite und runde Blätter, 
die Nelke hat schmale und länglichte. Ich habe jetzt die 
Rose mit der Nelke verglichen, ich habe auch beide 
von einander unterschieden. Dies können die Thiere 
nicht, denn sie haben keinen Verstand. 
Ich kenne allerlei Dinge, welche ich mit Aufmerk¬ 
samkeit betrachtet habe. Ich kenne eine Menge Pflanzen, 
welche in dem Garten wachsen, z. B. Mohrrüben (Möh¬ 
ren), Bohnen, Erbsen, Gurken, Weinstdcke, Reltige, 
Salatkräuter, allerlei Arten von Kohl oder Kraut, Peter¬ 
silie, Schnittlauch, Salbei, Spargel, Pfcfferkraut. Ich
	        
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