Die Schlacht bei den Arginusen und das Verfahren gegen die Strategen. 53
unmöglich machte." Als Zeugen hierfür riefen sie die Steuer¬
männer und viele andere, die an Bord gewesen, auf. So waren sie
daran, das Volk zu überzeugen; und viele Privatleute waren be¬
reit, aufzustehen und Bürgschaft zu leisten. Man beschloß jedoch,
die Angelegenheit bis zur nächsten Sitzung zu vertagen, weil es
schon spät war und man die Hände bei der Abstimmung nur noch
schwer erkennen konnte. Der Rat sollte sich vorher schlüssig machen
und Anträge stellen, auf welche Art die Männer gerichtet werden
sollten. Hierauf kam das Apaturiensest, wo die Väter und Ver¬
wandten sich zu versammeln pflegen. Da brachten Theramenes
und seine Helfershelfer eine Menge Leute zusammen, die bei diesem
Feste mit schwarzen Gewändern und geschorenem Kopfe einher¬
gingen und als Verwandte der Gefallenen die Volksversammlung
in diesem Traueraufzuge besuchen wollten; und sie veranlaßten
den Kallixeinos, in der Ratsversammlung Klage gegen die Stra¬
tegen zu erheben. Hierauf wurde eine Volksversammlung ein¬
berufen, in welcher auf Antrag des Kallixeinos der Rat folgenden
Beschluß zur Diskussion stellte: „Die Athener möchten, nachdem
sie in der vorigen Volksversammlung die Ankläger der Strategen
und deren Verteidigung gehört haben, insgesamt nach Phylen
(Landesbezirken) darüber abstimmen; für jede Phyle sollen zwei
Urnen ausgestellt werden, und bei jeder Phyle soll der Herold
ausrufen, wer der Meinung sei, daß die Strategen strafbar seien,
weil sie die Verunglückten nach dem Seesiege nicht gerettet hätten,
der solle seinen Stimmstein in die vorderste Urne werfen, wer aber
anderer Meinung sei, in die zweite. Würden sie für strafbar er¬
kannt, so solle man sie mit dem Tode bestrafen, dem Strafvoll¬
ziehungsausschuß übergeben und ihr Vermögen einziehen, den
Zehnten davon jedoch der Stadtgöttin weihen." Da trat ein Be¬
sucher der Volksversammlung auf und behauptete, er sei auf einem
Getreidefrachtschiff gerettet worden, und die Ertrinkenden hätten
ihm aufgetragen, dem Volke zu melden, daß die Strategen Männer
hätten untergehen lassen, die als Muster von Tapferkeit für ihr
Vaterland gefochten hätten. Dagegen forderten wieder Eurypto-
lemos, des Peisianax Sohn, und einige andere den Kallixeinos
vor Gericht und behaupteten, er habe einen ungesetzlichen An¬
trag gestellt. Diesem Vorgehen gaben nun zwar einige im Volke
ihren Beifall, aber die Menge schrie, es sei doch stark, daß man
das Volk nicht tun lassen wolle, was ihm beliebe. Und als hierauf
Lykiskos den Antrag stellte, mit derselben Abstimmung wie über die
Strategen auch über jene zu richten, wenn sie ihre Klage nicht
fallen ließen, jubelte der Pöbel wieder tobend Beifall zu, und sie
mußten ihre Klageanträge fallen lassen. Als sich nun einige
Prytanen weigerten, gegen das Gesetz die Abstimmung vornehmen