Fünfte Abtheilung.
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§. 7i.
Die Palmbäume.
Sie könnte man gleichsam die Könige unter den Bäu-,
men nennen, sagte der Vater. Sie sind in den wärmer« Ge¬
genden der Erde, aber noch nicht in Europa einheimisch, und
sie kleiden, speisen und tranken die dasigen Einwohner, geben
Marerialen zu Gerathschaften und Wohnungen, und man¬
che Palmen werden über loo, ja 150 Ellen doch. Sie ha¬
ben keine eigentliche Rinde, auch keine Aeste und Zweige,
sondern blos am Gipfel einen Büschel mit Blättern, die
immer grün und zum Theil 10 Ellen lang sind. Wächst
der Stamm, so fallen die untern Blätter ab, lassen aber
einen Stumpf zurück, auf welchen man hinaufklettern kann.
Eine Art, die Dattelpalme, trugt gelbe angenehme
Früchre, welche den Pflaumen ähnlich und in einem Büschel
zu 2OO zusammen sind.
Aus der Sagopalme nimmt man das Mark, den Sa.
go, ein sehr feines nährendes Mehl, das man wie Graupen
zu uns bringt und besonders zu nahrhaften Suppen ge,
braucht. Ein Baum gibt zuweilen auf 420 Pfund Mehl.
§.72.
Der Kokosbaum — der Brodbaum.
160 Die nützlichste Palme ist der Kokosbaum durch feine
Kokosnüsse, die ziemlich rund, doch etwas dreyeckig, am
Gewicht r8 bis 20 Pfund schwer und so groß wie ein Kin¬
derkopf sind. Es giebt an manchem Stängel 10 bis 20
Stück. Sie sind mit einem faserigen Gewebe umzogen,
woraus man Stricke macht, so wie aus der dicken harten
Schale Trinkgeschirre. In den halbreifen Nüssen befindet
sich ein wohlschmeckender Saft, aber ein Theil bleibt flüs¬
sig, und so kann man Hunger und Durst aus dieser Frucht
stillen.
Merkwürdig ist der Brodbaum in Ostindien und Süd-
indien. Er hat eine Frucht etwa anderhalb Viertelellen
lang, die man vor der Reift abnimmt, zerschneidet, rö¬
stet, wo sie dann wie Meizenbrod mit Kartoffelmehl ver¬
mischt schreckt. Ein Baum kann fast drey Mann auf ein
Jahr ernähren. Es ist noch ungewiß, ob er in Europa
gedeihet.