343 Siebeate Abtheilung.
fftiort/ übergeben. Sie spürten den Ketzern nach, wiegelten
die Fürsten gegen die treuesten Unterthanen, die Christen
gegen die Christen auf. Viele Andersdenkende kamen im
Kriege um, viele wurden verbrannt, lebendig eingemauert,
mußten verhungern, und selbst Leichname der Ketzer mußte
man ausgraben und verbrennen. In Spanien wurden
Tausende verbrannt, besonders da man viele Christen in
dem Verdacht hatte, sie wären heimlich Juden oder Muha-
medaner. Man berechnet, daß hier über z 4,000 Menschen wirk¬
lich, über 17,00c im Bildniß verbrannt und über 200,000 von
.der Inquisition seit ihrer Entstehung eingesperrt worden sind.
Auch in Deutschland wüthete dieses Gericht; ein gewisser Conrad
von Marburg ließ 1215 achtzig Menschen inStraßbury, das da¬
mals zu Deutschland gehörte, umbringen. War das Christlich ?
. §. 11.
Gegner der päpstlichen Macht.
*7 •
2J4 Es gab auch noch Christen, welche diese Greuel
beklagten, und verabscheuten. Schon in» achten. Jahrhun¬
dert begaben sich dergleichen Christen in die Thaler von
Savoyen im obern Italien; sie hießen Vallenser iund be¬
kannten sich zu einer reinern Lehre. Ein Kaufmann zu
Lyon, Petrus WalduS, sing 1160 an, die heil. Schrift zu
erklären, da er aber.von den Geistlichen verfolgt wurde,
flüchtete er mit seinen Anhängern, die Waldenser hießen,
ebenfalls dahin. Sie verwarfen die Messe als Opfer, die
Ohrenbeichte, die Untrüglichkeit des Papstes, und lehrten,
nach der heiligen Schrift. Dabey waren sie sehr recht¬
schaffen und wurden von den Verständigen sehr. geachtet.
Aber die Inquisition spürte sie doch auf, und Tausende ka¬
men ums Leben. ES finden sich nur noch kleine , armselige
Gemeinen davon in jenen Thälern. In England wider¬
setzte sich dem Papst besonders Wiklef, ein angesehener
Lehrer auf der Universität Oxford. Er verwarf 'oas An¬
sehen des PapsteS; den Ablaß, die Verwandlung im heili¬
gen Abendmahl, übersetzte die Bibel in die Landessprache,
verlangte, daß in eben dieser Sprache der Gottesdienst
gehalten würde, tadelte die Faulheit der Mönche, und
sprach so frey, daß ihn der Papst in den Bann that.
Doch sein König schützte ihn. Die Mönche hofften« cr
werde auf seinem Krankenlager widerrufen; er that es aber