Etwas üb. die äußert. Wohlanständigkeit. 299
und andre oft in Verlegenheit. Man esse reinlich, verderbe
nicht Andern den Appetit durch Schmatzen, Schlürfen, durch
derb vollgestopfte Becken, oder Zurückgeben der heißen Speisen;
' durch glänzende Lippen und Hände; beschmutze nicht durch
ungestümes Blasen der Speisen, stakt das Abkühlen abzu¬
warten und es durch Zertheilung zu befördern,"oder durch seine
' Ungeschicklichkeit sich, das Tischtuch, und die Nachbarn mit
Brühe, Knochen und Graten; zermahle nicht das Brod in
Krümchen, nehme nicht das Salz aus dem Salzgefafi mit
den Fingern, und bringe nicht das unbenutzte dahin zurück.
Won Nieien, Husten u. s. w. siche 0. i.a. Gespräche von
ekelhaften Dingen, z. B. von manchen Insekten und Krank¬
heiten liebt wol Niemand, am allerwenigsten bey der Mahl«
zeit; aber hier dem andern, um ihn von seiner Noth zu Über¬
zeugen, wol gar die Beulen und Schwären zeigen, das ist ein
grausamer Beweis des freundschaftlichen Vertrauens. Un¬
schicklich ist auch das Trinken, wenn man den Mund voller
Speisen hat; das lange Herumsuchen in dem Fleischteller;
das überreichliche Zulangen, besonders wenn gerade eine Art
Fleisch und Gemüse noch selten und daher sparsam aufgesetzt
ist; daö Tadeln der Speisen; das Tabakrauchen, wenn
man etwa früher gesättigt ist. Unschicklich ists vor dem En¬
de der Mahlzeit fortzugehen, wenn man nicht etwa durch
Uebclbesiiiden, oder durch seine Pflichten dazu genöthigt
wird. Bey dem Gebet sey man ernsthaft, auch wenn man
gegen die Art des Bötens vieles einzuwenden hätte.
d) In gesellschaftlicher Unterhaltung läßt die bescheidne Ju¬
gend gern dem Alter den Vorzug, ist aber doch auch nicht stumm
und blöde. Man prüft, was der Zweck der Zusammenkunft
ist, trage zur Unterhaltung bey , ohne den Schwabronör zu
machen, vor dem Niemand aufkommen kann. Man störe
nicht ohne Noth den Andern in seiner Erzählung, suche nicht
durch allbekannten abgedroschenen Witz zu belustigen; mau
hüte sich, daß man nicht durch zweydeutige, unschicklich ge¬
wählte Anekdoten, durch manche Sprüchwörter, z. B.:
Jetzt stehen die Ochsen am Berge; wenn dem Esel zu wohl
ist rc.; der geduldigen Schafe gehen viel in einen Stall, und
dergl. anstößig werde.
e) Neigt sich die Unterhaltung zum sogenannten Veriren
und Schrauben, so sey mall höchst vorsichtig; es entstehen
' oft daraus die traurigsten Folgen. Man lerne erst einen