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Lehrreiche Erzählungen.
ihre Kinder; die Frau Engherzig verschloß schon als Kind
alles sorgfältig, wenn sie es auch nicht mehr gebrauchen
konnte. Aber diese Frau wurde doch ihres Lebens nie froh.
Sie trauete keinem Menschen, und Niemand liebte sie.
Wer kann da glücklich seyn?
§. 26.
Sey vorsichtig bey Deinem Scherz!
68 Kinder und Erwachsene treiben oft, mit einander
Scherz, und belustigen sich. Wenn nun dabey kein? unschick,
lichen Worte gebraucht, und keine unrechten Handlungen
begangen werden, so mag es hingehen. Wenn die Men¬
schen. heiter und vergnügt sind, dann geht die Arbeit besser
von statten, als wenn man mürrisch und verdrüßlich ist.
Bey dem Pachter Weidner niußten die Arbeiter zur rechten
Zeit thätig seyn, aber er gönnte es ihnen auch, wenn sie
auf eine erlaubte Art lustig waren. Sie jagten vielleicht
in der Heuernte nach vollbrachter Arbeit einander einmal
um einen Heuhaufen herum, oder sahen, wer am ersten auf
einen bestknlniten Platz kam, und lachten den aus, der zuletzt
eintraf. Aber einst hatte Herr Weidner einen Knecht, der
auch gern scherzte, aber nicht selten grob und unbesonnen.
So ließ er einen Knaben auf den, Kopfe eine Zeitlang ste¬
hen, daß diesem das Blut aus dem Munde und aus der
Nase schoß, unb er kaum gerettet wurde. Ein andermal
nahm er von demHerrboden mehrere Stangen, woraufdaö
Heu lag, unbemerkt hinweg, und empfand ein großes Ver¬
gnügen, als eine Magd, die Heu holen wollte, hinunter
stürzte und sich ain Kopf verwundere. Er verkleidete sich
und machte des Pachters Kinder so furchtsam, daß diese
auf keinen Boden und an keinen finstern Ort nrchr gehen
wollten. Als er endlich das Kindermädchen so erschreckte
daß dieses in der Angst das Kind fallen ließ, so wurde er
fortgejagt, und sahe nun ein, daß seine Art zu scherzen
dumm und schädlich sey.
§. 27.
Gib nach in billigen Dingen-
69 Ein Vater war mit seinen zwey Kindern, Otto und Re-
stillen, auf-Emen Tag auf zwey Dörfer zum Erntefest gebe¬
ten. Cr ülmlicß seinen Kindern die Mahl, wohin sic gehen