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Sechste Abth eilung. 
schickte sogleich seinem Leibarzt von Dresden nach Leipzig. Dieß 
erheiterte Gelierten, doch die Kunst der Aerzte vermochte Nichts. 
Die Religion erquickte ihn. Mein Erlöser, sprach er, hat noch 
weit mehr gelitten, als ich; er wurde verspeiet, mich ehret 
mein Fürst. Seine Kräfte nahmen immer niehr ab. Als 
ihm endlich auf seine Nachfrage, wie lange der Kampf noch 
dauern werde, die Antwort ertheilt wurde: Vielleicht noch 
eine Stunde, so erhob er seine Hände fröhlich und sprach: 
Gott Lob! nur noch eine Stunde. Er wendete sich auf die 
Seite, betete still und entschlumnierte unter der Einsegnung 
seines Beichtvaters den 13. December 1769. Cr wurde un¬ 
ter den Klagen aller gutdenkenden Bewohner Leipzigs ehren¬ 
voll auf den Johanniskirchhof -begraben. Seine Freunde 
haben ihm in dieser Kirche ein schönes Denkmal von weißem 
Alabaster errichten lassen. Es stellt die Religion vor, welche 
sein in Metall gegossenes, und mit einem Lorbeerkranz ge¬ 
kröntes Bildniß der Tugend übergibt. Unten steht sein Na¬ 
me mit der Zeit seiner Geburt und seines Todes. Ein an¬ 
deres Denkmal, welches früher in dem Wendlerschen Garten 
sich befand, steht jetzt auf dem Schneckenberge in Leipzig. 
1815, den 4. Julius, feierte man in Haynichen und Leipzig 
das Andenken an seinen Geburtstag vor hundert Jahren 
durch einen feierlichen Gottesdienst und veranstaltete eine 
Sammlung von Beiträgen zu einer gemeinnützigen Anstalt, 
die Gellerts Namen führen soll. Es kamen auf diese Auf- 
sorverung über 700 Thaler zusammen, wozu besonders 
auch Leipzig Viel beitrug. Die Zinsen von diesem Capitale 
sollen in jedem Jahre den 4ten Julius an die Hülfsbedürfti- 
gen, unter zweckmäßigen Erinnerungen und Ermahnungen, ver¬ 
theilt werden. So bleibt das Gedächtniß dieses frommen 
Mannes im Segen, und durch seine schriftlichen und münd¬ 
lichen Belehrungen, durch sein erbauliches Leben und durch 
diese wohlthätige Anstalt wirkt er auch noch nach seinem 
Tode. Oft schon wird er es in jener bessern Welt empfunden 
haben: 
O Gott, wie muß das Glück erfreu'n, 
Der Retter einer Seele sein! 
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