Sprüchwörter. 
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nutzen, z. B. Bete und arbeite. Ehrlich währt am längsten. 
Das Werk lobt den Meister. Aber manche Sprüchwörter können 
auch gar leicht mißverstanden und gemißbraucht werden. Es ist 
freilich war, Ihr hört im Walde die Stimme wiederhallen, die 
hineinruft, es mögen hohe oder tiefe Töne sein; aber dürft Ihr 
dieß wol so anwenden, daß ihr Eure Zänkereien und Mißhand¬ 
lungen damit zu rechtfertigen sucht? Ich kenne noch ganz andre 
Regeln: Es ist fein, wenn Brüder einig leben. Vergilt nicht 
das Böse mit Bösem. So ist es wol klug, wenn man nach dem 
Sprüchwort: was ich nicht weiß, macht mich nichr heiß, sich 
nicht unberufen in fremde Händel mischt; aber ist es auch recht, 
wenn man sich nun wol gar um keinen Unglücklichen bekümmert, 
weil man dann nur Sorge auf sich ladet? So sagen viele Men¬ 
schen, wenn sie ungerecht und lieblos gegen andre handeln: Ich 
bin mir selbst der Nächste! Wenn nun Niemand dem Andern 
einen Gefallen oder Dienst erweisen wollte, wobei er Etwas auf¬ 
opfern muß, was sollte daraus werden? Darum prüfet, meine 
Söhne, die Sprüchwörter und sprüchwörtlichen Redensarten, 
welche die Menschen oft im Munde führen; auf keinen Fall ver¬ 
theidiget damit ein Unrecht; denn diese Sprüchwörter haben kein 
göttliches Ansehen. Der Vater theilte seinen beschämten Kindern 
noch einige-dergleichen Sprüchwörter mit, und ließ sich ihre Ge¬ 
danken darüber mittheilen. 
§. 35. Einige Sprüchwörter. 
67 Trau, schau, wem? 
Durch Schaden wird man klug. 
Eine Hand wäscht die andre. 
Der Klügste gibt nach. 
Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen. 
Vorgethan und nachbedacht, hat Manchen in groß Leid gebracht. 
Der Krug geht so lange zum Wasser, bis er zerbricht. 
Geschwindigkeit ist keine Hexerei. 
Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen. 
Jung gewohnt, alt gethan. 
Wer läuft, den jagt man. 
Kehre erst vor deiner Thür, dann hilf deinem Nachbar. 
Untreue schlägt ihren eignen Herrn. 
Der Hehler ist so gut wie der Stehler. 
Nichts können ist keine Schande, aber nichts lernen wollen. 
Wer den Andern eine Grube gräbt, fällt oft selbst hinein. 
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