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Vierte Abtheilung.
Zahllos, wie der Sonne
Strahlen,
Fließen Freuden von Dir aus!
Keine Sprache, keine
Sprechen Deine Gaben
Zahlen
aus.
§. 2. Kindliche Liebe gegen Eltern.
11 Tief haft Du, Höchster,
Dein Gebot
Mir in das Herz geschrieben:
Die Eltern sollst, bis in den
Tod,
Du ehren und sie lieben!
O dieser theuern, süßen Pflicht
Vergesse meine Seele nicht!
Von meiner zarten Kindheit an
Erzeigten sie mir Gutes;
Mehr, als ich je vergelten kann,
Erzeigten sie mir Gutes.
Und noch sind sie für mich, ihr
Kind,
So zärtlich und so gut gesinnt.
Hilf, weil ich lebe, daß ich sie
Auch wieder zärtlich liebe;
Gern ihnen folge und sie nie
Erzürn', sie nie betrübe:
So werd' ich ihre Freude sein,
Und selbst Dich, o mein Gott,
erfreun.
§. 3. Geschwisterliebe.
IS Ein reicher Vater war gestorben;
Drei Söhne hatten, was sein Fleiß erworben,
Sich gleich getheilt. Nach kurzer Zeit
Kam Krieg in's Land. Da sah man weit und breit
Brandstätte, Blutgefilde, Wüsteneien.
Zwei Brüder von den Dreien
Verloren, durch der Feinde Wuth,
In wenig Jahren Hab und Gut.
Der dritte hörte dieß, und sprach: Ich will den Segen,
Den ich, seit unser Vater starb,
Durch Glück gewann, durch Fleiß erwarb,
Zu dem geerbten Drittheil legen.
Wie? sollten beide elend sein?
Sie? nleine Brüoer? ich allein
Der Glückliche? — Verarmte Brüder,
Kommt, theilt von Neuem, — und sie theilten wieder.
§. 4. Mäßigkeit.
79 Mäßigkeit ist immer gut,
Wenn die Sinnlichkeit nicht
ruht;
Arbeit und Enthaltsamkeit
Mehren unsre Lebenszeit.
Krankheit, Armuth, Reu' und
Schmach
Folgt des Prassers Fersen nach;
Und aufhalb durchlauf'nerBahn
Hält der strenge Tod ihn an.
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