176 Die Neuzeit.
Deutschland ging aus dem Kriege völlig gebrochen hervor; seine
frühere Herrlichkeit erschien wie ein Traum; seine Geschichte wäre zu
Ende gewesen, hätte sich nicht in den brand enburgischen Marken
eine Macht erhoben, um welche sich im Laufe der Zeiten Deutschland¬
neu sammeln konnte.
29. Geschichte Srandeiiburgs und Preußens vor
dem großen Kurfürsten.
a. Albrecht der Bär. In der Urzeit wurde die Gegend zwischen
Elbe und Weichsel von dem deutschen Volke der Sueven bewohnt, die
in verschiedene Stämme zerfielen. An der Havel und Spree saßen
die Semnonen, westlich von ihnen bis zum Harz die Longobardeu,
nördlich die Rugier uud Burgunder. Als sie aber während der
großen Völkerwanderung ihre Wohnsitze verließen, rückten von Osten
her die Wenden in dieselben ein. Auch sie zerfielen in mehrere
Völkerschaften. Im heutigen Mecklenburg wohnten die Abodriten,
an der Peene und Havel die Milzen und Heveller, zwischen Bober
und Saale die Sorben. Alle waren Zweige der Slaven, zu denen
auch die Russen, sowie die Tschechen und Böhmen gehören. Schon
Karl der Große errichtete die Nord mark, um dem weiteren Vor¬
dringen der Wenden zu wehren (S. 109), und Heinrich I. besiegte
sie 929 in der blutigen Schlacht bei Lenzen (S. 116); am erfolg¬
reichsten aber haben Otto der Große und sein tapferer Markgraf Gero
sie bekämpft (S. 118). Damit das Christentum unter den Wenden
feste Wurzel schlage, wurden die Bistümer Oldenburg im östlichen
Holstein, Havelberg, Brandenburg und Merseburg, sowie das
Erzbistum Magdeburg errichtet. Bis zur Oder hatte der kluge
und tapfere Gero alles Land unterworfen. Nach seinem Tode teilte
Otto diese wendische Mark in drei: in die Nordmark (später
Altmark geheißen) vom Harz bis zur Havel, die Lausitz oder Ost¬
mark und die Mark Meißen und setzte über jede einen Grafen.
Aber unter den schwachen Nachfolgern Ottos des Großen fielen
die Wenden wieder vom christlichen Glauben ab und behaupteten
ihre volle Freiheit; ja sie drangen oft plündernd ins Sachsenland
ein. Feste Wurzeln schlug das Christentum in der Mark erst unter
dem Hause der Askanier, die in Aschersleben und Ballett-
städt einheimisch waren. Nach ihrer jetzt verfallenen Burg Anhalt
hießen sie auch wohl Anhaltiner. Aus den gegen die Wenden er¬
richteten sächsischen Grenzmarken waren allmählich drei Markgraf-