Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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erhellten Vorflur gewahrt Guste den Träger, der zum Korbe gehört. 
Auf der ersten Treppenstufe sitzend, einen Arm auf das Knie ge¬ 
stützt, den Kopf vornüber gebeugt, kauert er da, ein Bild echter, 
rechter Müdigkeit. Er ist richtig eingeschlafen. „Na, der kann’s. 
doch noch besser als ich,“ denkt Guste bei sich selber. 
Des Burschen Bekleidung ist einfach genug. Seine Füße stecken in 
Lederpantoffeln, und seine mehlbestaubten Hosen werden von einem 
ledernen Leibriemen festgehalten. Im übrigen trägt er außer einer 
kleinen Mütze nur noch ein Barchenthemd, dessen Ärmel zurück¬ 
geschlagen sind, und dessen Brustteil offen steht. So sieht ihn 
Guste Sommers und Winters und höchstens mit dem Unterschiede, 
daß er das leichtere Barchenthemd zur kälteren Jahreszeit mit einem 
wollenen vertauscht hat. Eine dichtere Bekleidung würde ja auch 
dem Burschen nur lästig sein, weil ihn schon sein Dienst reichlich 
warm erhält. Es ist keine Kleinigkeit für ihn, am frühen Morgen 
eilig von Straße zu Straße, von Haus zu Haus, treppauf und treppab 
rennen zu müssen. 
So sehr er sich aber sputet, wird er doch oft von den Kunden 
selbst lange aufgehalten, die er vielfach durch sein Klingeln erst 
wecken muß, und die zuweilen gar nicht sonderlich eilen, ihm 
seine Ware abzunehmen. 
Was Wunder, wenn der arg ermüdete Junge die Wartezeit 
benutzt, um von seinem anstrengenden Laufen ein Weilchen aus¬ 
zuruhen! Dabei widerfährt ihm nun oft das Mißgeschick, daß 
aus seinem „Nickchen“, das er machen will, ein regelrechter 
Schlaf wird. 
Wer wird ihn deswegen gleich schelten! 
6. Morgenstunde. von Julius sturm. 
Kinderlieber. Nürnberg o. I. [1893], S. 76. 
1. „Horgenstund hat Gold im Hund,“ 
hält so Leib wie Geist gesund. 
Auf! und wasch im klaren Quell 
die verschlafnen Augen hell! 
2. „Fang die Arbeit munter an, 
dann ist sie schon halb getan!“ 
Wer sich lang erst dehnt und träumt, 
hat die beste Zeit versäumt.
	        
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