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Drakos blutige Gesetze, und gab seinem Volke (600 v. Chr.) eine mu¬
sterhafte Verfassung, weiche das bürgerliche Glück der Athener beför¬
derte, und ihnen Ruhe, Wobiftaud und Bildung verschaffte.
Solon wollte keine Helden, sondern M e n sch < n bilden ,
und es gelang ihm, Menschen und Helden zu bilden. Denn
die Athener waren ebenfalls tapfer und frelheitliebend, wie die Spar¬
taner; aber sie ehrten dabei auch Bildhauerei, Malerei, schöne Bau¬
kunst und schöne Geräthschaften, vor allem aber Gedichte und eine
schöne witzige Rede. Große Redner, wie Perl kl cs um 444 v Cbr.,
wurden von allen Bürgern Athens mit Bewunderung uno Entzücken
gehört. Alle öffentliche Gebäude, Marktplätze und Straßen waren
mit Statuen von den geschicktesten Bildhauern geziert, und im In¬
nern der Wohnhäuser sab man die geschmackvollsten Verzierungen und
die schönsten Formen der Gefäße.
Die höchste Gewalt, d. h. das Recht, Gesetze zu geben und
die Magistratspersonen zu wählen, das Recht, über Krieg, Frieden
und Bündnisse, so wie über die Auflagen und alle großen Staalöin-
teressen zu entscheiden, übergab Solon der Nationalversamm¬
lung, welche aus allen wirklichen, in und außer der Stadt wohnen¬
den Bürgern bestand. Der große Rath, welcher jährlich durchs
Loos ernannt wurde, bestand aus 400 Männern, welche über 30
Jahre alt und durchaus unbescholten sein mußten; sein wichtigstes Ge¬
schäft war, die Gesetze vorzuschlagen, worüber dann das Volk
erst sich berathen durfte; auch hatte er den Vorsitz bei den Volksvei-
sammlungcn. Was aber der große Rath vorgeschlagen und das Volk
beschlossen hatte, bedurfte noch der Genehmigung des Areopags oder
des obeisten Gerichtshofes, der als allgemeiner Oberaufseher des
Staates unì) als Wächter der Gesetze aufgestellt war.
Während aber Solon auf Reisen war, warf sich (550 v. Cbr.)
Pisistratus als Alleinherrscher über Athen auf, und feine weise
Verwaltung war mit so viel Milde.und Klugheit verbunden, daß dein
Tod eine allgemeine Trauer in Achen verursachte. Seine Söhne und
Nachfolger konnten sich aber in der Herrschaft über Athen nicht be¬
haupten; die Unruhe und der Kampf um Freiheit dauerten von 514
bis 504 fort, wo endlich Athen unter Mitwirkung der Spartaner
seine Freiheit wieder errang. »
2. Geschichte vom Perserkriege bis zur Unterjo¬
chung Griechenlands durch Mazedonien.
Die Athener unterstützten 500 v. Chr. die im Aufstande gegen
die Perser begriffenen asiatischen Griechen; allein diese mußten sich den
Persern wieder unterwerfen, und der Perserkönig Darius sann jezt
auf Rache an Athen und dem übrigen Griechcnlande. Die Gefahr
war um so größer, da in Griell enland noch keine Einigkeit herrschte.
Darinö schickte Gesandte nach Athen, und ließ Unterwerfung fordern;