302 Religion und Cultur Oesterreichs. §. 62.
Siebenbürgens, die Mehrzahl der Bevölkerung aus; die griechischen
finden sich am zahlreichsten in Galizien, wo sie die römischen an An¬
zahl übertreffen; vorzugsweise bekennen sich die Ruthenen zur unirt-
griechischen Kirche. Den Bekennern dieser Confession stehen die Pro¬
testanten (über 3 Mill.) und die n i ch t u n i r t e n Griechen (etwa
3 Mill.) an Anzahl wenig nach. Die Protestanten, welche theils der
Augsburger, mehr aber noch der helvetischen Confession angehören,
zählen ihre meisten Religionsgenossen in Ungarn und Siebenbürgen,
weil in diesen Ländern schon längst (seit Leopold I.) den Protestanten
fast völlig gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt waren; die
wenigsten wohnen in den südlichen Kronländern und in Tirol. Die
nichtunirten Griechen machen in der Woidwodschaft Serbien,
dem Banat und den angrenzenden Theilen des südlichen Ungarns, vor¬
zugsweise aber in der Bukowina, den Hauptbestandtheil, in der Militär¬
grenze die Hälfte der Bevölkerung aus. — Die Juden s. S. 301.
Cultur.
a. Physische Cultur.
Obgleich mehr als zwei Drittel des österreichischen Bodens dem
Gebirgslande, zum Theil dem Hochgebirge angehören, so sind doch
über fünf Sechstel zu Acker-, Garten- und Weinbau, zu Wiesen,
Weiden und Waldungen benutzt. Alle Kronländer übertrifft Ungarn
als unerschöpfliche Quelle eines seltenen Nationalreichthums, denn sein
Ackerbau liefert etwa z/t der Gesammternte, sein Weinbau sogar
von dem Ertrag seiner Tabakproduction kann es % den übrigen Kron¬
ländern überlassen. Dennoch ist Ungarn dasjenige europäische Land,
dessen natürliche Schätze bisher am wenigsten ausgebeutet sind (s. S.
309 f.). Der Anbau von Reis beschränkt sich auf das lombardisch-
venetianische Königreich und das Küstenland. Die Viehzucht ist am be¬
deutendsten auf den nahrhaften Wiesen der Alpenländer und in der
großen Ebene Ungarns; der Seidebau in den südlichen und südöstlichen
Provinzen hat seit dem Anfang dieses Jahrhunderts in Folge des ver¬
mehrten Verkehrs mit Amerika und des zunehmenden Lurus einen
hohen Aufschwung genommen. An Mannichfaltigkeit der Produkte des
Mineralreiches wird Oesterreich von keinem andern europäischen
Staate übertroffen. Es fehlt außer dem Platina keines der nutzbaren
Metalle (namentlich wird Eisen in vorzüglicher Güte in Oberösterreich,
Steiermark und Kärnthen zu Tage gefördert); an brennbaren Fossilien
ist ein außerordentlicher Reichthum; Salz wird hier in allen Formen
gewonnen (Steinsalz und Salzquellen in den Karpathen und nördlichen
Alpenländern, namentlich in Wieliczka und im sogenannten Salzkammer¬
gut, Seesalz im Küstenlande); kein anderes Reich besitzt eine solche
Fülle und Mannichfaltigkeit von Heilquellen (in Böhmen, Ungarn,
Salzburg u. s. w.); endlich gibt es verschiedene Sorten von edlen
Steinen, die unter dem gemeinschaftlichen Namen „böhmische Steine"
begriffen werden, und von nutzbaren Steinen finden sich unerschöpfliche
Marmor- und Alabasterbrüche in mehreren Kronländern.