96 Die Kreuzzüge.
Brüder zu befreien!" Alle waren bereit, diesem
Rufe zu folgen.
Auf einer andern Kirchenverfammlung den I8ten
November desselben Jahres spielte Peter seine Rolle.
Peter erschien in seinem gewöhnlichen Anzuge, mit dem
Kruzifix in der Hand, mit traurigem Blick und trüber
Stirn und hielt eine herzerschütternde Rede, in wel¬
cher er Alles erschöpfte, um das traurige Schicksal der
morgenländischen Christen mit lebendigen Farben zu
malen, um jedes Herz seiner Zuhörer zu rühren, und
um die Gemüther von nettem zu einer Unternehmung
gegen die grausamen Unterdrücker der armen Christen
zu begeistern. Seine Predigt that Wunder. Sie
durchdrang alle Herzen. Urban konnte kaum seine
Freude verbergen und machte sich diese Einmüthig-
keit wirklich zu Nutze.. Woll Rührung erhob er sich
von seinem Throne, winkte mit der Hand zum Still¬
schweigen und setzte seine Rede mit der größten Zu¬
versicht fort; zeigte ihnen, wie augenscheinlich es wäre,
dass hier Gott selbst im Werke sei, und dass sie, um
zu zeigen, dass sie Soldaten Jesu Christi seien, ein
unterscheidendes Zeichen und zwar das ehrwürdigste
und schicklichste unter allen: die Abbildung des heili¬
gen Holzes, an welchem Christus gekreuzigt worden
war, tragen müssten. „So schmücke sich denn,"
sprach er, „ein Jeder, der sich zu dieser ruhmwürdi¬
gen Unternehmung gesellen will, mit diesem heiligen
Bilde, er trage auf der rechten Schulter, oder auf
der Stirn, oder auf der Brust, ein r o l h e s K r e u z!" *)
Die ganze Versammlung siel nieder buf die Knie, der
Papst ertheilte Allen die Vergebung der künden, den
apostolischen Segen und — die Erlaubniss nach Hause
zu gehen, mit der ausdrücklichen Ermahnung, sich ge¬
gen den Frühling bereit zu halten. Zum Beschluss
wurden noch die Privilegien und Freiheiten der Kreuz¬
fahrer bekannt gemacht. '
*) Der Name „Kreuzzüge und Kreuzbruder" kömmt von
dem rothen Kreuze, welches die Kreuzfahrer auf ihren
Kleidern trugen.
Sie