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schwärmer meinte sogar, Gott einen Dienst zu tun, wenn er den ver¬
dächtigen König umbringe. Als daher Heinrich einst in einer offnen
Kutsche durch Paris fuhr und in einer engen Gasse zufällig halten
mußte, benutzte jener diesen Augenblick und versetzte dem Könige zwei
Messerstiche gerade ins Herz. „Mein Gott, ich bin verwundet," schrie
Heinrich, faltete die Hände und gab den Geist auf. Der Mörder wurde
schrecklich bestraft. Das französische Volk aber trauerte tief um seinen
trefflichen König.
5% Der Dreißigjährige Rrieg. Tilly und wallenstein.
1. Aufstand in Böhmen (1618). In Böhmen, dem Vaterlande
des Johann Huß (f. Nr. 28, 2), hatte die Reformation weite Ver¬
breitung gefunden. Den Protestanten war sogar vom Kaiser RudolfII.
in einem Majestätsbriefe freie Religionsübung zugesichert worden.
Trotzdem wurden sie von den kaiserlichen Statthaltern häufig bedrückt.
Als ihnen auf obrigkeitlichen Befehl eine neuerbaute Kirche nieder¬
gerissen, eine andere geschlossen wurde, kam es zum Aufstande. Die Pro¬
testanten zogen vor das Schloß zu Prag, drangen hinein und forderten
von den kaiserlichen Räten Rechenschaft. Als ihnen diese verweigert
wurde, warfen sie zwei der Räte zum Fenster hinaus. Die beiden fielen
in den Burggraben, kamen aber mit dem Leben davon. Die Empörung
verbreitete sich rasch über das ganze Land. Die Böhmen wollten den
katholischen Kaiser Ferdinand II. nicht als ihren Landesherrn aner¬
kennen; ein evangelischer Fürst sollte ihre Krone tragen. Sie wählten den
jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum Könige. Der
ließ sich durch den Glanz der Königswürde blenden, zog nach Prag und
setzte sich die gefährliche Krone aufs Haupt. Hierdurch entstand ein
furchtbarer Krieg, der dreißig Jahre währen sollte (1618—1648).
x 2. Böhmens Unterwerfung. Bald rückte unter dem katholischen
Herzog Maximilian von Bayern ein Heer in Böhmen ein, be¬
siegte den König Friedrich in der S ch l a ch t am w e iß e n B e rg e bei
Prag und jagte ihn aus dem Lande. Nur einen Winter hatte sein
Königtum gedauert, und daher nannte man ihn den „Winterkönig".
Nun erging ein strenges Gericht über die Protestanten. Der Majestäts¬
brief wurde vernichtet, ihre vornehmsten Anführer wurden hingerichtet
oder vertrieben, die Ausübung ihres Gottesdienstes wurde verboten.
Daher verließen viele protestantische Familien das Land. Doch Ferdi-