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nicht, so suche er, sich eine zu borgen. Man hat jetzt wohl von
jedem Kreise des preußischen Staates eine Karte, die in der Re¬
gel nur einige Groschen kostet. Landräthe, Magistrate, Polizei-
Eommissacien, Gendarmen rc. sind gewöhnlich damit versehen.
Diese Karte theilt der Lehrer (und zwar mit Bleistift, damit es
wieder weggelöscht werden kann) in kleine Quadrate, mit andern
Worten: er überzieht die Karte mit einem Netze. Des richtigen
Begriffes der Entfernungen halber nimmt er zum Maße der
Quadrate eine oder zwei, oder nur eine halbe Meile des auf der
Karte befindlichen Meilen-Maßstabes, je nach der Größe seiner
Wandtafel. Eben so viel Quadrate, als er auf der Landkarte
gezogen hat, tragt er im vergrößerten Maßstabe auf die Tafel,
jedoch vor dem Beginn der Lehrstunde. Bei dem Unterrichte
selbst geht er nun so zu Werke:
1. Die Schüler müssen auf ihren Tafeln oder auf Papier
eben so viel Quadrate zeichnen als an der Tafel stehen. Wer
keinen Zirkel oder Zollstock hat, hilft sich mit einem Streifen
Papier.
2. Der Raum zwischen den in rechten Winkeln sich durch¬
schneidenden, gleich weit von einander laufenden Linien (so sagt
der Lehrer) soll diesmal 1 (oder 2, oder %) Meile bedeuten.
Jede Seite der Quadrate ist also von dieser Länge. Die Aus¬
drücke oben und unten gelten nicht; oben ist Nord, unten Süd,
rechts Ost, links West.
3. Er bezeichnet nun die Stelle seiner Stadt oder seines
Dorfes so: Hier im zweiten (dritten, vierten) Quadrate von
West nach Ost, und in dem und dem Quadrate von Nord nach
Süd soll unser Wohnort liegen. Machet den Punkt (Null,
Kreuz oder kleines Quadrat) ebenfalls!
4. Nun trägt er die nächsten bedeutenden, auf seiner Karte
befindlichen Bäche und Flüsse ein. Jeden einzelnen Fluß be¬
nennt er, so wie er gezeichnet ist, und läßt die Schüler die Na¬
men entweder in ihre Zeichnung, oder wenn sie dadurch zu über¬
füllt würde, an den Rand schreiben und in der Zeichnung selbst
durch bloße Anfangsbuchstaben kenntlich machen. In der Regel
behalten sie die Namen ohne alle Bezeichnung.
5. Nachdem er genau wiederholt, was auf der Tafel zu sehen
ist, und durch öfteres Fragen die Namen der Gewässer eingeprägt
hat, fährt er in der folgenden Stunde fort mit Einzeichnen der
Höhen, immer stückweis, immer wartend, bis die Schüler das
einzelne Stück nachgezeichnet und die Benennungen sich notirt
haben. Dies wird wieder eingeübt und vielfach über Richtung
und Lage nach den Himmelsgegenden gefragt.
6. In der dritten Stunde werden See'n, beträchtliche Sümpfe,
Heiden, Moore (wenn dergleichen im Kreise sich finden) und Wal¬
dungen eingezeichnet, auch einzelne Höfe, Berg- und Hüttenwerke,
Bäder und Gesundbrunnen rc., wenn die Kreiskarte solche