Ainesidemos — Aiolos.
41
eilt Neuplatoniker in der zweiten Hälfte des 5.
Jahrh. it. C., der eine Zeit lang in Alexandrien
Beredsamkeit und Philosophie lehrte und dann zum
Christenthum übertrat. In dem Dialog &s6cpQct-
arog vermittelt er die platonische Unsterblichkeits¬
lehre mit der von der Auferstehung des Fleisches.
Herausg. von Boissonabe, Paris 1836.
Ainesidemos, AlvsoiSr^iog, 1) ein Skeptiker
von Gnossos auf Kreta, der ungefähr zn Cieero's
Zeit den Pyrrhonischen Skepticismus, wie es
scheint, in ziemlich fruchtloser Weise erneuerte und
weiter bildete. Von seinen Hauptwerken (loyot
nvQQcövnoi in 8 BB.) ist wenig ans uns gekom¬
men. — 2) Vater des Tyrannen Theron von
Akragas.
Aiiiiänes, Alviccvsg, ein rein hellenischer Volks¬
stamm , ber an verschiedenen Stellen, am Ossa,
ant Oite und Othrys (Horn. II. 2, 749.), ant Sper-
cheios (Hdt. 7, 198.) erscheint u. erst durch die
Aitoler, dann durch die Athamanen unterworfen
wurde. Ihre Hauptstadt war das hoch am nördl
Abhange des Dito gelegene Hypate od. Hypata,
von dem zahlreiche Reste bei dem jetzigen Neopatra
erhalten sind. Vgl. Thessalia.
Ainos, 7] Alvog, 1) alte thrakische Stadt un¬
weit der östlichen Mündung des Hebros, Horn. II.
4, 520. (Alvö&sv), aiolischen Ursprungs. Hdt. 7,
58. Thue. 7, 57. Später römische Freistabt mit
blüheitbent Hanbel; j. Enos. Vergil (A. 3, 17.)
läßt es aus poetischer Fiction burch Aeneas ge-
grünbet werben. — 2) Stabt in Aitolieu, Hdt.
4, 90. — 3) Stabt in Thessalien am Ossa. — 4)6
Alvog, 4000 Fuß hohe Bergkette aus Kephallenia,
auf bereu Gipfel ein Altar bes Zsvg Alvrjaiog
staub (Strab. |p, 456.), j. Elatornno, itas. Monte
Nero.
Aiöles, Aioleig, s. Aiolos und Graeci (unter
Graecia, 10).
Aiölia, (AlolCr] sc. yij), bei Homer (Od. 10,
1 ff.) eine Insel, der Sitz des Herschers der Winde,
des Hippotaden Aiolos, auch Verg. A. 1, 32.
8, 415.; welche der aiolischen Inseln gemeint sei,
bleibt ungewiß (Völker, Homer. Geogr. 114., ver¬
steht eine der ägyptischen Inseln). Es wurden
nämlich bei den Römern darnach benannt bie Aeo-
liae insu!ae (Alölov v^aoi, Thue. 3, 115.), j.
liparische ober vulcanische Inseln, vulcanischen Ur¬
sprungs, nörblich vou Sicilien, Verg. A. 8, 416.,
ber Zahl nach 10: Hiera, 'Legd ober Thermissa
(Volcano), Sitz bes Vulcan, Lipara (bavon auch
bie ganze Gruppe Liparenses), Aluccqu, bie größte
(Lipari), mit gleichnamiger Stabt, ©trongyle,
UzQoyyvlrj (Stromboli), nach der Meinung der
Alten Sitz des Aiolos; die andern, Phoinikusa,
Erikusa, Euouymos, Tidyme, Hikesia, Basilibia
unb Osteobes, sind unbedeutend.
Aiölis, Aiolig, Landschaft in Kleinasien, vom
Hermosflusse nördlich dem Hellespont zu, besonders
um den Meerbusen von Elaia oder Kyme, von
aiolischen Griechen mit Städten reich bebaut und
durch Handel und Fruchtbarkeit des Bodens an¬
sehnlich. Hdt. 7, 95. Zwölf derselben: Kyme, La¬
rissa, Neonteichos, Temnos, Killa, Notiou, Pitaite,
Aigai, Gryueia, Myriite, Aigiroessa (Hdt. 1,149.,
Strabon nennt Elaia), Smyrna, und nach Smyr-
na's Austritt elf, bildeten eine Staatengemeinschaft
(Dodekarchie), deren Gesandte sich auf deut Vor¬
gebirge Kaue zu einem Bundesseste, Panaeolium,
versammelten. Später waren die Perser, Alexan¬
der, die syrischen Seleukideu unb enblich bie Römer
Herren uub theilten es ber Provinz Asia zu; eine
kurze Zeit auch Mithrabates. Eine zweite aiolische
Dobekarchie lag in ber troischeu Lanbschast.
Aiolos, Ai'olog, Aeolus, l) ältester Sohn bes
Hellen unb ber Nymphe Orse'is, Enkel bes Deu-
kaliou ober bes Zeus, Bruber bes Doros uub
Lnthos, Herrscher im thessalischen Magnesia, Grün
ber bes aiolischen Stammes, unb dadurch
einer der Stammväter des hellenischen Volkes.
Dieser aiolische Stamm war ant weitesten ausge¬
breitet, übet ben größten Theil bes nördlichen und
westlichen Griechenlands, über die südliche und west¬
liche Seite des Peloponnes. Daher auch die Sage
von seilten vielen Kindern, die als Stantmfürsten
der Niederlassungen angesehen wurden, was zu¬
gleich in bie Genealogie große Verwirrung gebracht
hat. Aiolos, als ber älteste Sohn bes Hellen, er¬
hielt bas väterliche Erbtheil zwischen ben Flüssen
Asopos unb Euipens, währenb bie Brüber in bie
Frembe zogen; er ist ber Repräsentant bes Alt
griechischen. Seine Gemahlin, Enarete, gebar ihm
7 Söhne: Kretheus, Sisyphos, Athamas, Sal
monens, De'ion, Magnes, Periöres, unb 5 Töch¬
ter: Kanäke, Alkyone, Peisibike, Kasyfe, Perünebc.
Apoll od. 1, 7, 3. — Kretheus erbaut Jolko^
unb zeugt mit Tyro ben Aison (Herrscher in Jolkos
u. Vater bes Jason), ben Pheres (Grünber vou
Pherai u. Vater bes Abmetos n. Lykurgos) und
den Amythaou (Gründer von Pylos, Vater des
Bia£ und Melampus). Apollod. 1, 9, 11. —
— Sisyphos erbaut Ephyra (Korinth) und zeugt
den Glaukos, den Vater des Bellerophou. Apoll.
l, 9, 3. — Athamas (s. d.) beherrscht Orcho-
menos. Apoll. 1, 9, 1. — Salmoneus, d. Vater
ber Tyro, erbaut Salmone in Elis. Apoll, l, 9,
7. — D ei'on wirb König in Phokis, Vater von
Asteropaia, Ainetos, Aktor, Phylakos, Kephalos.
Apoll, l, 9, 4. — Magnes ist Vater des Diktys
u. Polydektes, welche die Insel Seriphos anbauen.
Apoll. 1, 9, 6. —Perieres wird König in Mes¬
sens und Vater des Apharens und Lenkippos.
Apoll. 1, 9, 5. — 2) Aiolos 'imtoxäSrig, d. i.
S. des Hippotes, des Reitersmanns, Schaffner der
Winde (rafiiqg ccvEficov), ein Winbbämon im fer
neu westlichen Meere, auf ber aiolischen Insel,
welche ringsum von ehernen Mauern unb hohen
Felsen umgeben ist. Hier wohnt er, ein Liebling
ber Götter, glücklich im reichen Hause mit seiner
Gattin uub 6 Söhnen uub 6 Töchtern, bie er mit
eiitattber vermählt hat. Den Obysseus nimmt er
gastlich ans unb gibt ihm, als er weiter zieht, in
einem Schlauche verschlossen, bie widrigen Winde
mit, währenb er einen günstigen Winb seine Segel
blähen läßt. Aber bie Gefährten offnen, währenb
Obysseus, schon nahe ber heimischen Küste, in
Schlaf sinkt, ben Schlauch, bie Winbe stürzen her¬
aus uub treiben bas Schiff toieber zur aiol. Insel;
aber Aiolos weist sie jetzt von sich, weil er erkennt,
baß sie ben Göttern verhaßt finb. Od. 10, 1 ff.
In ber Ilias uttb bei Hesiod wirb Aiolos nicht
erwähnt; auch würbe er nirgends in Griechenlanb
burch Opfer unb Gebet verehrt; er bleibt ein blo¬
ßes poetisches Gebilbe, ohne bei Homer schon förm¬
licher Gott zu sein. Anders bei Vergil (Aen. 1,
53. 8, 416. rex ventoruin), wo Inno sich bittenb
au ihn weubet; spätere Dichter geben ihm Lipara