Full text: Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen (Theil 2)

Ainesidemos — Aiolos. 
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eilt Neuplatoniker in der zweiten Hälfte des 5. 
Jahrh. it. C., der eine Zeit lang in Alexandrien 
Beredsamkeit und Philosophie lehrte und dann zum 
Christenthum übertrat. In dem Dialog &s6cpQct- 
arog vermittelt er die platonische Unsterblichkeits¬ 
lehre mit der von der Auferstehung des Fleisches. 
Herausg. von Boissonabe, Paris 1836. 
Ainesidemos, AlvsoiSr^iog, 1) ein Skeptiker 
von Gnossos auf Kreta, der ungefähr zn Cieero's 
Zeit den Pyrrhonischen Skepticismus, wie es 
scheint, in ziemlich fruchtloser Weise erneuerte und 
weiter bildete. Von seinen Hauptwerken (loyot 
nvQQcövnoi in 8 BB.) ist wenig ans uns gekom¬ 
men. — 2) Vater des Tyrannen Theron von 
Akragas. 
Aiiiiänes, Alviccvsg, ein rein hellenischer Volks¬ 
stamm , ber an verschiedenen Stellen, am Ossa, 
ant Oite und Othrys (Horn. II. 2, 749.), ant Sper- 
cheios (Hdt. 7, 198.) erscheint u. erst durch die 
Aitoler, dann durch die Athamanen unterworfen 
wurde. Ihre Hauptstadt war das hoch am nördl 
Abhange des Dito gelegene Hypate od. Hypata, 
von dem zahlreiche Reste bei dem jetzigen Neopatra 
erhalten sind. Vgl. Thessalia. 
Ainos, 7] Alvog, 1) alte thrakische Stadt un¬ 
weit der östlichen Mündung des Hebros, Horn. II. 
4, 520. (Alvö&sv), aiolischen Ursprungs. Hdt. 7, 
58. Thue. 7, 57. Später römische Freistabt mit 
blüheitbent Hanbel; j. Enos. Vergil (A. 3, 17.) 
läßt es aus poetischer Fiction burch Aeneas ge- 
grünbet werben. — 2) Stabt in Aitolieu, Hdt. 
4, 90. — 3) Stabt in Thessalien am Ossa. — 4)6 
Alvog, 4000 Fuß hohe Bergkette aus Kephallenia, 
auf bereu Gipfel ein Altar bes Zsvg Alvrjaiog 
staub (Strab. |p, 456.), j. Elatornno, itas. Monte 
Nero. 
Aiöles, Aioleig, s. Aiolos und Graeci (unter 
Graecia, 10). 
Aiölia, (AlolCr] sc. yij), bei Homer (Od. 10, 
1 ff.) eine Insel, der Sitz des Herschers der Winde, 
des Hippotaden Aiolos, auch Verg. A. 1, 32. 
8, 415.; welche der aiolischen Inseln gemeint sei, 
bleibt ungewiß (Völker, Homer. Geogr. 114., ver¬ 
steht eine der ägyptischen Inseln). Es wurden 
nämlich bei den Römern darnach benannt bie Aeo- 
liae insu!ae (Alölov v^aoi, Thue. 3, 115.), j. 
liparische ober vulcanische Inseln, vulcanischen Ur¬ 
sprungs, nörblich vou Sicilien, Verg. A. 8, 416., 
ber Zahl nach 10: Hiera, 'Legd ober Thermissa 
(Volcano), Sitz bes Vulcan, Lipara (bavon auch 
bie ganze Gruppe Liparenses), Aluccqu, bie größte 
(Lipari), mit gleichnamiger Stabt, ©trongyle, 
UzQoyyvlrj (Stromboli), nach der Meinung der 
Alten Sitz des Aiolos; die andern, Phoinikusa, 
Erikusa, Euouymos, Tidyme, Hikesia, Basilibia 
unb Osteobes, sind unbedeutend. 
Aiölis, Aiolig, Landschaft in Kleinasien, vom 
Hermosflusse nördlich dem Hellespont zu, besonders 
um den Meerbusen von Elaia oder Kyme, von 
aiolischen Griechen mit Städten reich bebaut und 
durch Handel und Fruchtbarkeit des Bodens an¬ 
sehnlich. Hdt. 7, 95. Zwölf derselben: Kyme, La¬ 
rissa, Neonteichos, Temnos, Killa, Notiou, Pitaite, 
Aigai, Gryueia, Myriite, Aigiroessa (Hdt. 1,149., 
Strabon nennt Elaia), Smyrna, und nach Smyr- 
na's Austritt elf, bildeten eine Staatengemeinschaft 
(Dodekarchie), deren Gesandte sich auf deut Vor¬ 
gebirge Kaue zu einem Bundesseste, Panaeolium, 
versammelten. Später waren die Perser, Alexan¬ 
der, die syrischen Seleukideu unb enblich bie Römer 
Herren uub theilten es ber Provinz Asia zu; eine 
kurze Zeit auch Mithrabates. Eine zweite aiolische 
Dobekarchie lag in ber troischeu Lanbschast. 
Aiolos, Ai'olog, Aeolus, l) ältester Sohn bes 
Hellen unb ber Nymphe Orse'is, Enkel bes Deu- 
kaliou ober bes Zeus, Bruber bes Doros uub 
Lnthos, Herrscher im thessalischen Magnesia, Grün 
ber bes aiolischen Stammes, unb dadurch 
einer der Stammväter des hellenischen Volkes. 
Dieser aiolische Stamm war ant weitesten ausge¬ 
breitet, übet ben größten Theil bes nördlichen und 
westlichen Griechenlands, über die südliche und west¬ 
liche Seite des Peloponnes. Daher auch die Sage 
von seilten vielen Kindern, die als Stantmfürsten 
der Niederlassungen angesehen wurden, was zu¬ 
gleich in bie Genealogie große Verwirrung gebracht 
hat. Aiolos, als ber älteste Sohn bes Hellen, er¬ 
hielt bas väterliche Erbtheil zwischen ben Flüssen 
Asopos unb Euipens, währenb bie Brüber in bie 
Frembe zogen; er ist ber Repräsentant bes Alt 
griechischen. Seine Gemahlin, Enarete, gebar ihm 
7 Söhne: Kretheus, Sisyphos, Athamas, Sal 
monens, De'ion, Magnes, Periöres, unb 5 Töch¬ 
ter: Kanäke, Alkyone, Peisibike, Kasyfe, Perünebc. 
Apoll od. 1, 7, 3. — Kretheus erbaut Jolko^ 
unb zeugt mit Tyro ben Aison (Herrscher in Jolkos 
u. Vater bes Jason), ben Pheres (Grünber vou 
Pherai u. Vater bes Abmetos n. Lykurgos) und 
den Amythaou (Gründer von Pylos, Vater des 
Bia£ und Melampus). Apollod. 1, 9, 11. — 
— Sisyphos erbaut Ephyra (Korinth) und zeugt 
den Glaukos, den Vater des Bellerophou. Apoll. 
l, 9, 3. — Athamas (s. d.) beherrscht Orcho- 
menos. Apoll. 1, 9, 1. — Salmoneus, d. Vater 
ber Tyro, erbaut Salmone in Elis. Apoll, l, 9, 
7. — D ei'on wirb König in Phokis, Vater von 
Asteropaia, Ainetos, Aktor, Phylakos, Kephalos. 
Apoll, l, 9, 4. — Magnes ist Vater des Diktys 
u. Polydektes, welche die Insel Seriphos anbauen. 
Apoll. 1, 9, 6. —Perieres wird König in Mes¬ 
sens und Vater des Apharens und Lenkippos. 
Apoll. 1, 9, 5. — 2) Aiolos 'imtoxäSrig, d. i. 
S. des Hippotes, des Reitersmanns, Schaffner der 
Winde (rafiiqg ccvEficov), ein Winbbämon im fer 
neu westlichen Meere, auf ber aiolischen Insel, 
welche ringsum von ehernen Mauern unb hohen 
Felsen umgeben ist. Hier wohnt er, ein Liebling 
ber Götter, glücklich im reichen Hause mit seiner 
Gattin uub 6 Söhnen uub 6 Töchtern, bie er mit 
eiitattber vermählt hat. Den Obysseus nimmt er 
gastlich ans unb gibt ihm, als er weiter zieht, in 
einem Schlauche verschlossen, bie widrigen Winde 
mit, währenb er einen günstigen Winb seine Segel 
blähen läßt. Aber bie Gefährten offnen, währenb 
Obysseus, schon nahe ber heimischen Küste, in 
Schlaf sinkt, ben Schlauch, bie Winbe stürzen her¬ 
aus uub treiben bas Schiff toieber zur aiol. Insel; 
aber Aiolos weist sie jetzt von sich, weil er erkennt, 
baß sie ben Göttern verhaßt finb. Od. 10, 1 ff. 
In ber Ilias uttb bei Hesiod wirb Aiolos nicht 
erwähnt; auch würbe er nirgends in Griechenlanb 
burch Opfer unb Gebet verehrt; er bleibt ein blo¬ 
ßes poetisches Gebilbe, ohne bei Homer schon förm¬ 
licher Gott zu sein. Anders bei Vergil (Aen. 1, 
53. 8, 416. rex ventoruin), wo Inno sich bittenb 
au ihn weubet; spätere Dichter geben ihm Lipara
	        
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