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umherliegen. Um aber das Moorwasser, das heißt das aus den Süm¬
pfen abfließende, los zu werden, hat man die Deiche mit Pforten
(Sihlen) von 7 bis 20 Fuß Weite versehen. Zur Ebbezeit offnen sich die
Sihlthüren und lassen das Wasser der Kanäle hinaus. Die steigende ^
Fluth, natürlich weit stärker als das träge Moorwaffer, drückt dann 0.
die Thüren wieder zu und verschließt sich selber den Eintritt ins Land.
Zur Aufficht der Deiche und Sihlen ernennet man geschworne Män¬
ner, die den Titel Deichachter (Deichrichter) und Schlachter führen.
In ältester Zeit, bevor es solche nützliche Anstalten gab. änderte das
Meer gar oft und gewaltig die Gestalt der Küsten, riß hier ganze 10.
Landstriche ab, und setzte dort neue an. Aus früherer Landesgeschichte
weiß man, daß im 13. Jahrhundert die Bucht der Jahde (nicht weit
von Bremen) entstand, indem 7 Kirchspiele zu Grund gingen. Spä¬
ter zu des Habsburgers Rudolf Zeit wurden 50 Ortschaften an der
Mündung der Ems von der See verschlungen und der Meerbusen 15.
Dollart bedeutend vergrößert. Dem Abreißen des Landes wehrt man
seitdem mit mehr Sorgfalt. Das Ansetzen neuen schlammigen Landes
aber läßt man sich gern gefallen, und wo es tauglich ist, wird es mit
Dämmen eingefaßt, bebaut, und ein Polder genannt. Eine große
Küstenstrecke der Nordsee erfreut sich noch eines natürlichen Schutzes 20.
gegen den zu starken Andrang der Wogen. Eilande nämlich oder
Inseln (friesisch Oog, dänisch Oe) liegen in einer Reihe vor ihr
hin, und brechen die anstürmende Fluth, wenigstens an vielen Orten.
An anderen Stellen haben sich natürliche Dämme von angeschwemm¬
tem Sande gebildet, welche man Dünen nennt. 25.
Das Innere des ebenen Landes besteht theils aus Sandgegen¬
den, worunter die größte und bekannteste die Lüneburger Heide, nahe
den Ufern der Aller und nördlich bis gegen die Elbe. Sie besteht
aus Kieferwald und Heidekraut (dessen zahllose Blüthen eine Lieb¬
lingsnahrung der Bienen sind); aus Geestäckern (d. h. hochliegenden 30.
und mageren Grasplätzen), worauf man Heerden kleiner, schwarzer
Schafen (Heidschnucken) sieht. Dazwischen liegen Dörfer, wenn auch
ärmliche, hie und da an den Bächen umher, und zwar öfters von
Eichen, Ellern, Buchen und Birken umgrünt, und mit Hafer-, Ger¬
ste-, auch wohl Roggen-, Flachs- und Rübenseldern umgeben. Aus 35.
der Schaf- und noch mehr aus der Bienenzucht wissen die Bewoh¬
ner einigen Gewinn zu ziehen. — Zwischen den dürren Sandlän¬
dern liegen nun wieder Moore oder Brüche hie und da trübselig
umher. Sie sind spärlich mit kurzem, schilfigen Gras und etwa
mit Binsen überzogen ; überall tritt braunes, übel schmeckendes Was- 40.
ser zu Tag. Eine Todtenftille ruht auf ihnen, höchstens unterbro¬
chen durch das Geschrei des Kiebitzes, der dort sein Netz baut, oder
durch Len klagenden Laut des einsamen Moorhuhns. Oft erinnern
nur die gradlinigen, widerlichen Einschnitte der Torfstecher und die
Abzugkanäle, an die Nähe der Menschen. Solche Kanäle werden 45.
angelegt, um das Moorwasser, das sich in die benachbarten fruchtba¬
reren Lande ergießen würde, abzuleiten oder auch zur gänzlichen
Entsumpfung der Moore. Es ist schon an manchen Orten
geglückt, auf solche Art Weiden, Wiesen und Felder zu schaffen, wo
vorher nur traurige Einöde war. Nur die Torfmoore muß man 50
erhalten, weil ihre Grasdecke nnermeßliche Schätze an Torf, welcher
dort das Brennholz ersetzen muß, gewährt. Meist ist das Torflager .
nicht über 10, hie und da aber an 20 Fuß dick, ja in manchen