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Und mache dann mein Heiz zu¬
gleich
An Himmelsgut und Segen reich,
Gib Weisheit, Stärke, Rath, Ver¬
stand
Aus deines milden Gnadenhand.
So will ich deines Namens Ruhm
Ausbreiten als dem Eigenthum,
Und dieses achten für Gewinn,
Wenn ich nur dir ergeben bin.
Neuss.
69. Sprüchwörter.
1. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. 2. Besser Un¬
recht leiden, als Unrecht thun. 3. Der Frommen Thränen sind der
Gottlosen Sündflnth. 4. Vorgethan und nachbedacht hat Manchen
in groß Leid gebracht. 5. Die Rene ist ein hinkender Bote; sie kommt
langsam, aber gewiß, hinten nach. 6. Was man eingebrockt hat,
das muß man ausessen. 7. Was Niemand straft, straft Gott.
5.
10.
70. Die Entdeckung.
F r l tz (zur Thüre hereinkommend und auf die Mutter mit einer Traube
in der Hand zulaufend). Hier, liebe Mutter, hier bringe ich
dir was Gutes! Ach, versuch nur einmal, wie süß,
wie süß!
Mutter (traurig). Danke, danke, lieber Fritz! Be- 15.
halte doch die Traube! Vor Allem aber sprich, woher
du sie hast?
Fritz. Von unserm Herrn Pfarrer. Ich hab' ihm
auf einer Leiter die Trauben an seinem Hause abgemacht,
und da gab er mir diese dafür. O, versuch nur! Ich 20.
hab' auch ein Paar Beerchen davon gepflückt. (Er will der
Muttcr ein Paar in den Mund stecken.)
Mutter (den Mund abwendend). O lieber Fritz, mich
hungert und dürstet diesen Abend gar nicht!
Fritz. Und warum nicht? .... Ach, du bist trau- 25.
rig, Mutter! Was fehlt dir? O, du hast geweint! Liebe
Herzensmutter, was hast du?
Mutter. Ach, Kind, einen großen Jammer! Ich
habe eine schreckliche Entdeckung gemacht.
Fritz. Eine schreckliche Entdeckung! O mach' mich 30.
nicht weinen! Ich kann deine Augen nicht naß sehen.
Mutter. Soll ich nicht weinen, wenn meine Kin¬
der — mein Liebstes auf Erden, die ich zu allem Gu¬
ten erziehe, die mir unser seliger Vater im Sterben noch
auf die Seele gebunden hat— so schändlich mißrathen? 35
Fritz. Gott, wie erschreckst du mich, Mütterchen!
Hab' ich was Böses gethan? Ach, Gott, ich weiß es
nicht einmal!