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aus dem Auge, der kein anderer ist, als dich in dem zu vervoll¬
kommnen, was dich einst ernähren und dich einst zu einem brauch¬
baren Mitgliede der bürgerlichen Gesellschaft machen soll. Zu dem
Ende suche die Orke auf, wo .du für dein Fach am meisten lernen
und am meisten Neues sehen kannst. Weile nicht zu lange an
Einem und demselben Orte! (Warum nicht?)
Erwirb dir durch Treue, Fleiß und gesittete Aufführung das
Vertrauen und die Liebe deines Meisters. Er wird dann weniger
geheimnißvoll in seiner Kunst sein, dich wie ein Glied seiner Fa¬
milie ansehen und vielleicht, wenn du zu deiner weiteren Bildung
ihn verlässest, dich anderswohin empfehlen.
Wo Sonntagsschulen sind für Handwerker, besuche sie. Du
wirst immer etwas Neues sehen, hören, lernen. Setze deine Aus¬
gaben in ein richtiges Verhältniß mit deinen Einnahmen; denke
auf einen Nothpfennig. — Sei sparsam, liebe Ordnung und Rein¬
lichkeit. Den Schmutzigen und Zerlumpten nimmt kein ordentlicher
Wirth auf und kein redlicher Meister in Arbeit. — Sei behutsam in
Leinen Aeußerungen über öffentliche Angelegenheiten. (Warum?) Sei
vorsichtig in deinem Umgänge. Böse Gesellschaften verderben gute
Sitten und rauben das Vertrauen Anderer zu uns- Naht sich dir
jemand, der über Religion und religiöse Gebräuche spottet und
dich vom Besuche des Gottesdienstes abhalten will, den meide als
einen Verführer. Hörst du einen Gesellen seinen rechtschaffenen
Meister verleumden, oder die Fehler seiner Familie in der Zech-
siube aufdecken und durch falsche Zusätze vergrößern, den halte als
einen Verführer. Eben so wenig verkehre mit dem, der schmutzige
Reden führt, schaamlose Lieder singt und über ehrbare Leute sich
lustig macht; meide ihn; denn auch er ist ein Verführer. — Sei
redlich gegen Jeden, erwarte aber nicht, daß es Alle gegen dich
leien. — Ein gewisses Mißtrauen wird dich schützen, daß du nicht
die Beute verschlagener Gauner werdest. — Sei zwar fröhlich mit
den Fröhlichen, wo aber wilde Gelage gefeiert werden sollen, da
zu he dich zurück; denn du kommst dabei leicht in Gefahr, dein
Herz zu beflecken. — Mische dich nicht in Händel und Streitig,
keiten. Vermeide das Spiel des Gewinnstes wegen. Sei nicht
empfindlich und nimm nicht jedes Scherzwort übel auf.
Sprich von deinen Mitgesellen hinter ihrem Rücken nichts
Böses; sage ihnen lieber freundlich und offen, was du gern anders
hättest; sie werden dies lieber von dir selbst hören, als durch An¬
dere. Sei höflich gegen Jedermann, selbst gegen Personen,s die du
auch nicht gerade besonders achten kannst. Zwischen Höflichkeit und
Vertraulichkeit ist ein Unterschied. —- Fange die Arbeit stets mit