Full text: Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen

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bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich 
will dir die Schluss«! des Himmelreiches geben; was du auf Erden 
binden wirst, das soll auch im Himmel gebunden sein; was du auf 
Erden lösen wirst, das soll auch im Himmel gelöset sein." (Matth. 
XVI. 18.-19.) — Diese von Christus selbst Seiner Kirche gegebene 
Einrichtung hat von Ihm an bis auf den heutigen Tag bestanden. Die 
Apostel nämlich haben das ihnen übertragene dreifache Amt wirklich 
verwaltet; sie traten als Stellvertreter des Heilandes auf, predigten 
Seine Lehre, spendeten Seine Gnade und regierten Seine Kirche, in¬ 
dem sie die kirchliche Zucht unter den Gläubigen handhabten, nöthige 
Anordnungen trafen, Gebote und Verbote erließen rc. Der heilige 
Petrus nahm die Würde des Oberhauptes für sich in Anspruch und 
wurde als Obervorsteher von der ganzen Kirche verehrt und aner¬ 
kannt. Damit aber mit ihrem Tode die von dem Heilande getroffene 
Einrichtung nicht aufhörte, weiheten sie, dem Willen des Meisters ge¬ 
mäß, durch Handauflegung sich Nachfolger in ihrem Amte. Diese ihre 
Nachfolger, Bischöfe genannt, haben dann das Nämliche gethan, was 
sie thaten; sie übten den ihnen gewordenen Lehrer-, Priester- und 
Vorsteher-Beruf und sorgten durch die heilige Weihung Anderer zu 
Lehrern, Priestern und Vorstehern für die Fortdauer der von Christus 
gewollten kirchlichen Verfassung bis aus die gegenwärtige Zeit. So 
wird es aber geschehen, so lange die Kirche Jesu auf Erden bleibt,- 
d. i. bis zum Ende der Zeiten. 
Das ist im Allgemeinen die Verfassung, welche Christus selbst in 
Seiner Kirche geschaffen hat, — eine Verfassung, die den Charakter 
der höchsten Einfachheit und zugleich der göttlichen Weisheit an sich 
trägt. Betrachten wir dieselbe nur noch etwas näher, und zwar in 
ihren einzelnen Theilen, damit wir so ein deutliches Bild von ihr ge¬ 
winnen. 
1) Einer bekleidet in der Kirche das Oberhirten-Amt. Wir nennen 
diesen .Papst", d. h. Vater, weil er der Vater aller Gläubigen ist; 
er selbst aber nennt sich in seinen Bullen *) »Knecht der Knechte Got¬ 
tes", weil, wie der berühmte Bischof Sailer schreibt, ihm vorzugsweise 
das Wort gilt: „Die Könige der Völker herrschen über sie, und welche 
Gewalt über sie haben, lassen sich gnädige Herren nennen. Ihr aber 
nicht so! Der Größte unter euch sei wie der Kleinste, und der Oberste 
*) Bullen heißen die päpstlichen Schreiben, die über wichtige kirchliche 
Gegenstände Verordnungen und Verfügungen enthalten. Sie werden 
auf Pergament mit alter gallischer Schrift geschrieben, mit einem her. 
abhangenden bleiernen Siegel versehen und in der apostolischen Kanzlei 
expedirt. Ihr Name rührt her von der herabhangenden Kapsel oder 
Bulla, in welche sonst das WachSfiegel gegossen wurde. — Breven 
find die päpstlichen Schreiben über weniger wichtige Gegenstände; 
fie werden gewöhnlich nur von einem Secretär des apostolischen Se- 
cretariatS unterzeichnet und expedirt. und ihr Siegel ist rothes Wachs 
mit dem Fischerringe.
	        
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