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zu dem Könige!" Alles überläßt sich nach so viel Blutver¬
gießen der'Hoffnung eines glücklichen Friedens, aber noch
einmal sollte diese Hoffnung getäuscht werden.
§. 16. Napoleons Rückkehr und Ende.
Eben waren die Abgeordneten aller Fürsten Deutsch¬
lands in Wien versammelt, um die Verhältnisse des befrei¬
ten Deutschlands wieder zu ordnen, als auf einmal der
erschreckende Ruf in ihre Mitte dringt: „Napoleon ist wieder
in Frankreich!" Wirklich hatte der nimmer zu demüthigende
Mann die Insel Elba verlassen; und obgleich er nur mit
wenigen hundert Soldaten in Frankreich gelandet war, so
hatte er doch die Herzen des so sehr beweglichen und unbe¬
ständigen Volkes durch die Erinnerung an seine vorigen
Siege und seinen vorigen Ruhm, wie durch die glänzendsten
Versprechungen für die Zukunft in dem Maaße zu bestechen
gewußt, daß Keiner ihm widerstand, daß die gegen ihn ab¬
geschickten Heere zu ihm übergingen, und er schon am 2vsten
März 1815 seinen Einzug in das jubelnde Paris halten
konnte, aus welchem König Ludwig Tags vorher bereits
geflohen war. Zwar suchte er die verbündeten Fürsten durch
die Versicherung zu beruhigen, „daß er des Krieges herzlich
müde sei, und daß er die Völker hinfort durch einen seligen
Frieden beglücken wolle," aber Niemand glaubte ihm, der
sein Wort schon so oft gebrochen hatte. Ganz Deutschland
erhob sich wie ein Mann, um seinen ehemaligen Unter¬
drücker noch einmal zu bekämpfen; und vereinigt mit ihren
Verbündeten drangen die deutschen Heere in unermeßlicher
Zahl überall in Frankreich ein. Napoleon zog ihnen mit
einem nicht minder zahlreichen Heere entgegen, und bald
kam es zur entscheidenden Schlacht. Es war am 15ten Juni
1815, wo bei Ligny in Belgien Napoleon zuerst die Preußen
unter Blücher angriff und sie zurückschlug; den 18ten Juni
kämpfte er gegen den Herzog von Wellington, bei dem in
der Nähe von Brüssel gelegenen Dorfe Waterloo, und auch
hier neigte sich schon der Sieg auf Napoleons Seite, als
plötzlich Blücher erschien, und den langen blutigen Kampf
zur Entscheidung brachte. Beide Feldherrn umarmten sich
bei Belle Alliance als Sieger, und dankten dem Gott, der
nun aufs Neue die Welt von ihrem Unterdrücker befreiet
hatte. Napoleon hatte indessen am löten schon Boten mit
prunkender Siegesnachricht nach Paris gesandt; nun kam er
besiegt und vernichtet selbst hier an. Seine Armee war zer,