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er hat immer so viel Hunger, als er braucht, und Mancher
wohl fast mehr, als er brauchen kann.
Zu der zweiten Klasse, die 2 Staubfäden haben,
rechnet man die Teichlinse, welche unsere Enten so gerne
fressen, das Gänseblümchen, den Salbei, den Rosmarin,
die euch alle ebenfalls wohlbekannt sind, aber auch dm schö¬
nen Oelbaum, den ihr freilich wohl noch nicht gesehen, von
dem ihr aber in der Bibel schon gelesen habt, denn in einem
Garten, wo solche Oelbäume standen, hat ja euer-Heiland
sein Leiden angefangen. Er ist ein sehr nützlicher Baum,
denn aus seinen Früchten, die wie kleine Kirschen aussehen,
und bei ihrer Reife sich schwarz särbm, wird 'das güte
Baumöl gepreßt, das man, wie Schmalz und Butter, an
den Speisen gebrauchen kann; und das Holz dieses Baumes
ist auch eine der schönsten Holzarten. Dm Pfeffer muß ich
euch auch hier noch nennen, dessen Strauch sich wie Hopsen
schlingt, und dessen Früchte und Blüthen in einer Art Aehre
zusammenstehen. Er wächst, wie schon daS alte Sprüch-
wort sagt, sehr weit von uns, nämlich in Ostindien; er
ist aber doch den Reichen wie den Armen ein sehr nützliches
Gewächs; und der liebe Gott hat es recht gut eingerichtet,
daß der Mensch so Vieles, was er braucht, weit herholen
muß, denn dadurch hat ein Volk das andere kennen gelernt,
und die Europäer haben den armen unwissenden Völkern in
der Ferne zwar viel Böses, aber zuletzt auch das liebe Bibel¬
buch und das Christenthum mitgebracht. Der schwarze Pfef¬
fer übrigens ist der unreife, der weiße aber die reife Beere
des Pfefferstrauchs.
Die dritte Pflanzmklasse, deren Blümchen 3 Staub¬
fäden haben, ist für uns Deutsche, ja für die meisten Euro¬
päer, unter allen die wichtigste und nützlichste. Denn hät¬
ten wir einmal die Pflanzen nicht, welche in diese gehören,
so fehlte uns und unserm Vieh das wichtigste Nahrungs¬
mittel. Denn es werden dazu nicht allein die verschiedenen
Arten der Gräser, das Cyper-, Woll-, Busch-, Band-,
Hirse-, Bart-, Honig-, Knauel-, Zitter-, Perl-, Kamm-
und Manna-Gras, gerechnet, sondern auch fast alle unsere
Getreidearten, als Hafer, Gerste, Roggen und Weizen.
Der Weizen ist schon seit dm ältesten Zeiten gebaut wor¬
den, denn das Mehl, welches der Altvater Abraham den
drei von oben her kommenden Fremdlingen zu Kuchen backen
ließ, ist wahrscheinlich nichts Anderes, als Weizenmehl, ge¬
wesen; unsere alten deutschen Vorfahren aber kannten fast