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2. Was ist geschehn? — Ein böser Streich.
Sie wurden verlacht, — da flohn sie gleich.
Sie huschten so gern auf den Ahornbaum
und träumten da nickend den Mittagstraum, —
da sägt’ ein Schelm den Ast entzwei,
wo sie neulich gesessen in einer Reih’.
3. Und nun, den andern Mittag drauf,
huscht wieder das Zwergleinvolk hinauf;
sie hatten so fleißig gemäht das Gras,
es war jedwedem sein Stirnlein naß,
und wie sie sich trocknen, so bricht der Ast,
zersägt wie er war, von der vielen Last.
4. Sie purzeln herunter, und alles lacht.
Da haben sie sich davon gemacht.
„0 Himmel, wie bist du hoch überall,
wie groß ist die Untreu’ im Haslithal!“
so riefen sie aus und schrien sehr:
„Einmal hierher und nimmermehr!“
140. Der Verleumder.
August Jakob Liebeskind.
Palmblätter. Erlesene morgenländische Erzählungen für die Jugend. Durchgesehen und
verbessert von Friedrich Adolf Krummach er. Neue Ausgabe. Berlin. 1857. S. 147
sZuerst in: Palmblätter. Erlesene morgenländische Erzählungen für die Jugend.
II. Teil. Gotha. 1788. S. S6.f
1. Der Sultan*) Mahmud erzürnte sich wegen einer
Kleinigkeit über einen Offizier seiner Wache. Er befahl,
denselben zu greifen und ohne Verzug zum Tode zu führen.
Der Verurteilte, den diese unüberlegte Strenge unwillig
machte, schalt im Weggehn den Sultan einen Tyrannen2)
und Wütrich.
2. Mahmud, der ihn nicht verstand, fragte die
Umstehenden, was er gesagt habe. Einer von den
Wesiren3), der den Verurteilten bedauerte und dem König
einen Verdruß ersparen wollte, nahm das Wort und gab
vor, der Offizier habe gesagt, Gott liebe diejenigen, die
ihren Zorn mäßigen und unvorsätzliche Fehler verzeihen
könnten. Der Sultan ging in sich und sprach: „Nun, so
geht und sagt der Wache, daß ich ihm die Strafe erlasse!“
J) Yergl. Anmerkung 4 zu Lesestück 80. — 2) Ein Tyrann,
ein eigenmächtiger grausamer Herrscher.— 3) Ein Wesir, ein hoher
Staatsbeamter, ein Minister.