Full text: Neuer christlicher Kinderfreund

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selbst entflammt (1127). Bald zog Lothar mit den mächtigen Welfen 
verbündet gegen Friedrich und belagerte ihn in der Veste Nürnberg. 
Schon war die Besatzung nicht mehr fähig, Widerstand zu leisten, als 
Friedrichs Bruder Konrad, der eben aus Palästina heimkehrte, die Stadt 
befreite (1128). Aber auf die Dauer konnten sich die tapfern Staufen 
gegen die Uebermacht ihrer Feinde nicht halten und suchten in der 
satifchen Partei Italiens Bundesgenossen. Ja, Konrad hatte sich selbst 
in Monza die lombardische Königskrone aufgesetzt, als Papst Houorius II. 
die beiden Fürstenbrüder in den Bann that. Da wurde der edle Abt 
Bernhard von Clairvaux der rettende Vermittler; denn nur in der 
Einigkeit der Fürsten sah er die Möglichkeit eines zweiten Kreuzzugs, 
für den der fromme Mönch begeistert war. Die Staufen erhielten ihre 
Herzogtümer zurück, und der Papst sprach sie vom Banne los. 
Endlich eilte Lothar, der sich stets von der Kirche abhängig ge¬ 
zeigt, nach Rom und empfing knieend aus der Hand des Papstes die 
Kaiserkrone. Auch gab ihm derselbe die reichen Mathildischen (Mathilde 
von Toskana) Güter zu Lehen; der deutsche Kaiser wurde Vasall des 
Papstes. Kein Wunder, daß die römische Kirche sich allmählich gewöhnte, 
auch das deutsche Kaisertum als ihr Lehen zu betrachten, das sie will¬ 
kürlich zu vergeben hatte. Ein Gemälde im Lateran, das Lothar fnieenb 
vor dem Papste darstellte, hatte eine lateinische Inschrift, die in der 
Übersetzung lautete: „Der König kommt vor bie Pforte und beschwört 
zuerst die Rechte der Stadt, dann wird er Lehnsmann des Papstes, 
aus dessen Hand er die Krone empfängt." 
Durch die Aussöhnung der Welfen mit den Staufen, auch durch 
Unterwerfung der Dänen im Norden, wie der Polen im Osten, war 
inmitten des Reiches Frieden; aber die Fürsten erhoben immer mehr ihr 
Haupt- und demgemäß sank die Kaisergewalt. Wieder war es Lothar, 
der diese Schwächung der Kaiserherrlichkeit auch dadurch herbeiführte, 
baß er feinem Schwiegersöhne Heinrich betn Stolzen zu Liebe, bas Gesetz 
erließ: bie Herzogswürbe sollte nicht nur erblich sein, sonbern bie burch 
Aussterben erlebigten Lehen, welche einst an Kaiser und Reich zurückfielen, 
sollten nun von den fürstlichen Verwandten geerbt werden. So wurden 
die Herzogtümer selbständige Fürstengewalten. Im Süden kam das 
Haus oer Zähringer auf, auch die Württemberger, und ein Gras von 
Regensburg erhielt das Herzogtum Kärnthen. Thüringen wurde selb¬ 
ständig (1130), als es Ludwig der Springer zu Lehen erhielt, unb bie 
Wettiner hatten bas Meißner Laub u. ct. Zu bie)er Zeit würbe auch
	        
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