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Hier wurde William in seinem Bericht unterbrochen.
Sein Lastthier trat beiseits aus, und streckte sich nach einer
saftigen Distes, die am Wege stand. Während cs aber ein
Blatt nach dem andern pflückte, fuhr er in seinen lauten
Gedanken fort und sprach: „Ja, sagte der Mann in dem
großen Hause, die Heiden haben es unter der Herrschaft
deö Teufels noch schlimmer, als wenn die Schafe zu dem
Wolfe sagten: „Sei du unser Gott." Du kannst cs dir
vorstellen, Jenny, wie der sie traktiren würde. Und gerade
so macht es der Teufel seinen Unterthanen , den Heiden.
Er läßt ihnen keine gute Stunde, und zieht ihnen die Haut
über den Kopf. Hat auch an vielen Christen selbst treue
Bundesgenossen, die ihnen den Branntwein verkaufen, daß
sie sch'aarenweise zu Grunde gehen, wie die Fliegen an der
gepfefferten Milch." — Bei diesen Worten ergrimmte Wil¬
liam so in seinem Herzen, daß er sich selbst vergaß und
seiner Eselin einen Streich mit der flachen Hand auf den
Rücken gab. Das Lastthier nahm den Schlag für ein
Zeichen, daß es weiter sollte, und setzte auch seinen Weg
willig fort, obgleich an der Distel nicht nur etliche Blätter,
sondern auch die saftige Krone noch übrig waren, weßwegen
eS auch im Weggehen einen wehmüthigen Rückblick darauf
warf. — Der Knabe aber schritt auf der geistlichen Bahn
weiter, auf der ihm der Mann in dem großen Hause vor¬
ausgegangen war, und sprach: „Den Teufel aber — und
daS, gute Jenny, wirst selber du nicht absprechen wollen —
darf man nicht mit den armen Heiden thun lassen, was
er will. Man muß wider ihn streiten und die Elenden
aus seinen Zähnen reißen. Wollte auch gerne selbst wider
ihn ziehen, kann aber nicht von meiner Mutter weg."
Unter diesen und ähnlichen Anreden an seine Jenny,
kam der Knabe heim. Dort war sein erstes Geschäfte,
das müde Lastthier mit Streu und Futter zu versorgen.
Dann begab er sich zu seiner Mutter in die Stube und
legte die Kupfermünzen, die er aus dem verkauften Sand
gelöst hatte, der Reihe nach auf den Tisch, daß sie leicht
überzählt werden konnten.
Während er dies that, sagte er ein Mal über das
andere Mal: „Mutter, wir sollten doch für die armen
Heiden auch Etwas thun! — Mutter, können wir denn
für die armen Heiden gar Nichts thun? — Mutter, wie
wär'S, wenn wir für die armen Heiden auch Etwas thä¬
ten?" Das Sandweib, welches lange nur mit dem Kopf