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Naturlehre.
ein, als Steine, müssen daher beim Fallen viel mehr Luft aus dem
Wege drücken, wozu sie auch mehr Zeit brauchen. Wäre keine Luft
da, so würden beide gleich schnell fallen, wie man dieß wirklich mit
Hilfe der Luftpumpe zeigen kann.
8) Alle Körper sind beweglich. Kein lebloser Körper kann
sich jedoch von selbst bewegen, sondern bleibt so lange in Ruhe (in
seiner Lage und seinem Orte), bis eine äußere Kraft, z. B. Schwer¬
kraft, Menschenkraft, Wasser- und Dampfkraft re., seine Trägheit
überwindet und ihn in Bewegung versetzt. Wo liegt die bewegende
Kraft einer Kugel? einer Mühle? einer Uhrfeder? eines fallenden
Steines? Ohne Bewegbarkeit wäre kein Leben und keine Verän¬
derung in der Natur. Alles säße als todter Klumpen beisammen.
Alle Himmelskörper bewegen sich unablässig; im Thier- und Pflanzen¬
reiche bewegen sich die Säfte; die Luft steht nie ganz still, und jedes
unserer Worte setzt sie in zitternde Bewegung; das Wasser fließt,
springt und verdunstet.
9) Jeder in Bewegung versetzte Körper muß sich in ge¬
rader Linie fortbewegen und kann die ihm ertheilte Rich¬
tung ebensowenig ändern, als er freiwillig stille stehen
kann. Nur der Widerstand anderer Körper oder seiner Bewegung
entgegengesetzte Kräfte (Schwerkraft) können dieselbe verändern,
langsamer machen oder ganz aufheben. Eine Kegelkugel prallt am
Settenbret der Bahn ab und verändert ihre Richtung; auf unebenem
Boden läuft sie krummlinig und auf rauhem Boden langsamer. Wißt
ibr, warum eine schwere Kugel oder eine Walze leichter zu bewegen
ist, als ein Quaderstein? Ich hänge eine Bleikugel an einem Faden
freischwebend auf, ich ziehe sie gegen mich und stoße sie seitwärts;
wird sie sich aber in gerader Richtung fortbewegen? Nein! sie^nuß
in einem länglichen oder zirkelrunden Kreise schweben, weil^ “
dem Faden an gerader Fortbewegung gehindert wird. (
Auch die Himmelskörper würden sich nicht im Kreise, so:
gerader Linie bewegen, wenn nicht eine andere Kraft sie zum Kreis¬
läufe nöthigte. Der Mond wird durch die anziehende Kraft der
50mal größeren Erde wie an einem Seile gehalten und dadurch ge¬
zwungen, sie zu umlaufen. Die Erde kann eben so wenig in gerader
Linie sich fortbewegen; denn ihr Flug wird durch die Anziehungskraft
der fast anderthalbmillionenmal größeren Sonne im Kreisläufe er¬
halten, und so ist es mit allen Planeten.
10) Jeder Körper setzt der bewegenden Kraft sein ei¬
genes Gewicht entgegen; je größer daher die Last, je
größer muß auch die bewegende Kraft sein. Ein Bund Stroh
kann von einem Kinde getragen werden; ein gleich großes Bund
Reisig fordert schon die Stärke eines Erwachsenen. Unzählig viele
Dinge übersteigen durch ihr Gewicht die Kraft des Menschen. Er
muß die Körper theilen, um sie nach und nach von der Stelle bringen
zu können. Aber viele müssen, um des beabsichtigten Gebrauches
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