Naturlehre.
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Merkliches zu. Durch dergleichen Versuche hat man denn gefunden,
daß in eine hohle Kugel, welche 70 Pfund Regenwasser faßt, nicht
ganz 3 Loth gemeine Luft gehen können. — Ist nun gleich die un¬
tere Luft 770mal leichter, als Wasser, so muß doch das Gewicht der
uns von allen Seiten umgebenden großen Luftmasse sehr beträchtlich
sein*).. Woher kommt eö aber, daß wir ihr Gewicht nicht fühlend
Es kommt daher, weil sie uns von allen Seiten umgibt, und weil
die in uns enthaltene Luft der Luft außer uns das Gleichgewicht
hält. Könnte man die innere Luft aus uns herausziehen, ( so würde
die äußere uns zerquetschen; könnte man die äußere auf einer Seite
wegnehmen, so würde uns die auf der andern Seite zu Boden
schmettern.
Aus Obigem lassen sich unter andern folgende Erschei¬
nungen erklären:
a) Auf sehr hohen Gebirgen findet man eine viel leichtere, dün¬
nere Luft, als in tieferen Gegenden. Woher kommt das?— Einen
Grund will ich euch durch ein Beispiel anschaulich machen : Wenn
ihr ein Faß mit Flaumfedern füllet, wo werden sie am dichtesten
aufeinander liegen, oben oder unten? — Warum unten? Weil die
oberen Schichten auf die unteren drücken. Warum ist also auch
die Luft auf hohen Gebirgen weniger dicht und leichter, als im
Thale? —
b) Luftschiffern drang, wenn sie zu hoch sich hoben, Blut aus
den Augenwinkeln, aus der Nase und aus den Lippen. Dem Herrn
von Humboldt begegnete das Nämliche, als er den Berg Dschimbo-
rasso bestieg. Woher kam das? Hauptsächlich daher, weil die in
ihnen enthaltene schwere Luft, um das Gleichgewicht mit der leich¬
teren äußeren Luft herzustellen, aus den zartesten Theilen des Kör¬
pers mit Gewalt herausdrang und feine Blutgefäße zerriß.
c) Wenn ihr den Stempel einer in's Wasser gehaltenen Spritze
zurückziehet, so füllt sie sich mit Wasser. Woher kommt das?
Der Raum derselben unterhalb des Stempels ist luftleer. Da nun
in der Spritze keine Luft enthalten ist, welche dem Drucke der äußern
auf die Oberfläche des Wassers das Gleichgewicht halten könnte, so
wird beim Zurückziehen des Stempels so viel Wasser, als der luft¬
leere Raum fassen kann, in die Spritze gepreßt. — Ziehe ich einen
Blasebalg auf, so dringt sogleich die Luft durch die Klappe hinein.
Warum? Die äußere Luft sucht den entstehenden leeren Raum ein¬
zunehmen. — Erweitere ich meine Brusthöhle, so dringt Luft in
meine Lunge. Warum? Weil nun Raum darin entsteht, welchen die
äußere Luft auszufüllen sucht.
*) Man will berechnet haben, daß ein Mensch von mittlerer Statur immer
von einer 300 Centner schweren Luftlast gedrückt werde.