Naturlehre.
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vieler Körper, d. h. sie macht, wie ihr wißt, feste Körper flüssig
(Schmelzen), flüssige lustförmig (Verdampfen und Sieden), und
umgekehrt können viele luftförmige Körper flüssig und flüssige fest
werden (Gefrieren, Erstarren), wenn man sie mehr oder weniger
abkühlt. Von der Ausdehnung der Luftarten habt ihr schon etwas
beim Luftball gehört. Die Ausdehnung der Metalle machen sich die
Mechaniker, Schlosser und Schmiede häufig zu Nutze. — Letztere
legen z. B. die eisernen Reife heiß um die Wagenräder, damit sie
um so fester sitzen, wenn sie wieder kalt geworden sind, denn um
eben soviel, als ein Körper sich durch die Wärme ausgedehnt hatte,
zieht er sich wieder bei dem Erkalten zusammen. Auf der Ausdeh¬
nung der Körper durch die Wärme beruht auch das Thermometer
(Wärmemesser), womit inan die Wärmegrade mißt. Es ist ein dünnes,
hohles Glasröhrchen mit einer kleinen Glaskugel, in welcher sich Queck¬
silber befindet. Wird letzteres erwärmt, so dehnt es sich aus und muß
in dem Röhrchen steigen, weil es in der Kugel nicht mehr Raum
genug hat. Wenn die Kugel kalt wird, fällt das Quecksilber wie¬
der. Da, wo das letztere im schmelzenden Schnee stehen bleibt, ist
der Nullpunkt, und der Siedpunkt dort, wo das Quecksilber im sie¬
denden Wasser stehen bleibt. Wenn der Zwischenraum in 80 Theile
eingetheilt ist, so ist's ein Thermometer nach Neaumur. Celsius
zählt 100 Grade vom Nullpunkt bis zum Siedpunkt und Fahrenheit
180. Den meisten nördlichen Bewohnern der Erde sind 16 Grade
Reaumur über Null am zuträglichsten. In den Sommermonaten
steigt jedoch auch bei uns das Thermometer im Schatten zuweilen bis
auf 23 Grad. In gewöhnlichem Winter fällt es nicht leicht tiefer
als 10—12 Grade unter dem Gefrierpunct, in sehr kalten jedoch auch
bis auf 20—24.
Daß nicht alles Wasser zu ewigen Eisklumpen erstarrt, daß unser
Blut in den Adern strömt, daß die Säfte der Pflanzen emporsteigen
und Blätter, Zweige, Blüten und Früchte hervorbringen, daß Eier
und Gesäme sich entwickeln, daß Dünste zu Wolken sich sammeln u. s. w.,
dieß und noch weit mehr, kurz unser Leben und Dasein, verdanken
wir der Wärme.
Wie stünd' es um uns, hätten wir nicht das Feuer? Was nützte
uns alles Metall in den Schachten, könnten wir es nicht scheiden,
schmelzen und verarbeiten? Womit bereiteten wir so viele Speisen
und Getränke? woher käme der Topf zum Sieden? woher Kalk zu
den Gebäuden? und Erwärmung der Zimmer im kalten Winter?
woher Licht in der Finsterniß? re. Wären wir nicht mitten unter
Menschen so übel daran, wie Robinson aufseiner unbewohnten Insel?
Alle diese wohlthätigen Wirkungen des Wärmestoffes
verdanken wir aber dem in ihm verborgenen Triebe, sich
kalten Körpern mitzutheilen. Legt ihr einen glühenden Bügel-