Gewerbkunde.
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Welche arbeiten für unsere Nahrung? welche für unsere Bekleidung,
Wohnung u. 's. w.?
Faßlicher ist aber wohl die Zusammenstellung und Anordnung nach
den drei Naturreichen, also nach den Stoffen, mit deren Zurich¬
tung und Verarbeitung die Werkleute sich beschäftigen. Da jedoch
nicht alle ihre Materialien aus einem Naturreiche nehmen, so sieht
man dabei auf den Haupt st off. Nach diesen, Hauptstoffen wollen
wir unsere Anordnung machen und eine kurze Übersicht der Gewerb¬
kunde geben. Die Gewerböleute, welche die aufgeführten Stoffe ver¬
arbeiten, werden sehr leicht zu nennen sein.
I. Benutzung der Erzeugnisse des ThierreicheS.
Das Thierreich liefert folgende nutzbare Erzeugnisse: 1) Haare,
2) Horn, 3) Häute, 4) Knochen,'5) Fett, 6) Milch, 7) Fe¬
dern, 8) Seide, 9) Cochenille, 10) Lack-dpe, 11) Perl¬
mutter, 12) Korallen.
1) Die Benutzung der Haare ist überaus mannigfaltig. Die
Haare der Menschen verarbeitet man, nachdem sie gereinigt und gerade
gelegt sind, zu Locken, Perücken, Uhrschnüren, Armbändern u. d. gl.
Sehr häufig werden die Haare aus Schweif und Mähne der Pferde
benutzt, aus denen man besonders Zeuge zum Ueberziehen von Möbeln,
Siebe, Halsbinden und Mützen macht. Die Pferdehaare werden zu
dem Ende gut gewaschen, oft auch gefärbt und hierauf auf ähnliche
Art, wie Lemwand, gewoben, entweder allein oder auch vermischt mit
Leinen- oder Baumwollengarn. Zu Bürsten dienen hauptsächlich
die Borsten der Schweine, welche auf zweierlei Weise mit'dem Holze
der Bürste verbunden werden. Man bohrt nämlich entweder Löcher
in das Holz, die aber nicht durchgehen, stellt in jedes ein unten ¿u*
sammengebundencs Bündel von Borsten und klebt es mit Pech fest;
oder die Löcher gehen durch, und es werden die kleinen Borstenbündel
in der Mitte umgebogen und so durch die Löcher gesteckt, daß die
Spitzen alle nach außen kommen, die gebogene Mitte aber auf d er
Rückenseite der Bürste hervorragt. Man zieht nun durch alle diese
Biegungen einen Bindfaden oder Draht, um die einzelnen Borften¬
bündel zusammenzuhalten und zu befestigen, wie dieß wohl jeder
schon gesehen hat. Um den Rücken der Bürste glatt zu machen,
klebt man oft ein glattes Bretchen darauf. Aus den Schweinsborsten
macht man auch grobe Pinsel zum Anstreichen, feine dagegen zum
Malen aus Haaren vom Marder, Zltiö, Dachs, der Fischotter u. s. w.
billigen Preise des Buches nicht hinderlich zu sein. Der Lehrer findet
jedoch im 3ten Bande des Handbuches eine, von dem Herrn Prof.
Barentin herausgegebene, sehr werthvolle ausführlichere Bearbeitung
dieses Gegenstandes, welche in Heyers Verlagshandlung unter dem be¬
sondern Titel: Lehrbuch der Technologie re., im Ladenpreise um
16 ggr. oder 1 fl. 12 kr., auch einzeln erschienen und zu haben ist.