270
Der Erdball.
Auf der Erde, sowohl auf dem Lande, als im Wasser, gibt es
eine unzählbare Menge von Körpern, welche die Natur oder viel¬
mehr der Schöpfer hervorgebracht hat und die man Naturpro-
ducte nennt. Man bringt sie in drei große Abtheilungen oder Reiche,
das Stein- oder Mineralreich, das Pflanzenreich und das
Thierreich. Einige dieser Naturprodukte finden sich in allen Erd¬
strichen, andere sind nur gewissen Erdstrichen eigenthümlich oder ge¬
deihen wenigstens anderswo nicht so vollkommen. Am wenigsten an
gewisse Erdstriche gebunden sind die Mineralien; von den Metallen
insbesondere ist das nützlichste unter allen, das Eisen, am allgemeinsten
auf der Erde verbreitet. In Hinsicht des Pflanzenreichs hat der
heiße Erdstrich mehr Bäume und Sträucher, als der gemäßigte; nach
den Polarstrichen zu treten Sträucher an die Stelle der Bäume und
endlich wachsen bloß Stauden oder Kräuter und Moose. Ja einige
der nach dem Südpole gelegenen Länder zeigen gar keine Gewächse.
-Die Verbreitung der Thiere ist größer, als die der Pflanzen; denn
nicht nur in allen Gegenden des festen Landes und auf den unfrucht¬
barsten Inseln, sondern auch im ganzen Meere, selbst in der Luft,
werden Thiere angetroffen. Wegen des Vermögens der willkürlichen
Bewegung sind die Thiere auch weniger, als die Pflanzen, an be¬
stimmte Länder gebunden. Im Allgemeinen hat der heiße Erdstrich
die meisten, edelsten und schönsten Thierarten, welche sich nicht bloß
durch eine größere Mannigfaltigkeit, sondern auch durch eine größere
Verschiedenheit des Körperbaues und der Farbe von denen der andern
Erdstriche auszeichnen.
Der Mensch gehört keinem Erdstriche ausschließlich an, sondern
er hat sich nebst den meisten seiner Hausthiere über alle Erdstriche
verbreitet, und die Wohnplätze desselben reichen beinahe bis zu den
Gegenden, wo keine Pflanzen mehr fortkommen. Die Anzahl der
Menschen auf der ganzen Erde wird auf 960 bis 1000 Millionen
geschätzt, und sie nimmt mit jedem Jahre, besonders in Europa, zu.
Es findet aber unter ihnen in mancherlei Rücksicht eine große Ver¬
schiedenheit Statt. Schon in Hinsicht der Farbe sind sie sehr ver¬
schieden, denn es gibt weiße, gelbbraune, ganz schwarze, kupferrothe
und schwarzbraune Menschen. Und wie verschieden sind die Sprachen,
welche sie reden! wie verschieden ist der Grad der Bildung, zu
welchem sie gelangt sind, die Religion, zu welcher sie sich bekennen
und die Regierungsverfassung, in welcher sie leben! So gibt
es Gegenden der Erde, wo sich die Menschen entweder nur von der
Jagd oder der Fischerei nähren, nach Beschaffenheit des Klima's
entweder nackt gehen oder sich nothdürftig mit den Fellen der erlegten
Thiere bedecken, in Erdhöhlen oder in höchst einfach erbauten Hütten
wohnen, ihr ganzes Bestreben nur auf die Befriedigung ihrer leib¬
lichen Bedürfnisse richten und daher in Bildung des Geistes auf der
niedrigsten Stufe stehen. Man nennt sie Wilde. Andere Gegenden
sind von Völkern bewohnt, welche sich vornehmlich von der Viehzucht