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Eines höchstwichtigen Lebenswerkzeuges, ohne wel¬
ches alle andern verschmachten müßten, fuhr Richard
fort, haben wir noch nicht gedacht. Es ist die allge¬
meine Garküche
der Magen,
riebst den übrigen Verdauungswerkzeugen.
Wie die Pflanzen an dem Nahrungsstoffe, den ihre
Blatter aus der Luft einsaugen, nicht allein genug ha¬
ben , sondern eines reichlichern Zuflusses durch die Wur¬
zeln bedürfen: so muß auch der menschliche Körper,
ausser den nährenden Theilen, welche Haut und Lunge
von der Luft aufnehmen, noch einen kräftigen Nahrungs-
Zufluß durch den Magen erhalten.
Dieser länglichrunde Sack im obersten Theile der
Bauchhöhle, hart unter dem Zwerchfelle, ruht auf den
unter ihm liegenden Gedärmen, wie auf einem Kissen,
und liegt mit seiner rechten Seite an der Leber, mit
der linken aber an der Milz, welche, wie wir in der
Folge hören werden, zur Verdauung mitwirken.
Er hängt mit der Speiseröhre und den Gedärmen
zusammen und ist im Grunde nichts anders als die
oberste und weiteste Ausdehnung des langen Schlau¬
ches, durch welchen die Speisen vom Munde bis zum
After gelangen. Die Öffnung, wo die Speisen von
dem Schlunde hinein kommen, heißt der obere; dre
aber, wo sie hinaus in die Gsdärme dringen, der
untere Magenmund.
Die Gedärme liegen wurmförmig ineinander gewun¬
den. Zieht man sie in eine gerade Strecke: so sind sie
sechsmal so lang als der ganze Mensch; betragen folg¬
lich bey einem Erwachsenen-wie viel'? — Daß
sie nicht durchaus einerley Weitschaft haben, sondern an
einigen Stellen dicker, an andern dünner sind, habt
ihr gewiß an den Gedärmen der Schlachtthiere bemerkt.