Hier griff es denn im Stillen, Trotz aller Hinder¬
nisse, die man von Seiten der Obrigkeit in den Weg
legte, immer weiter um sich, bis im Jahre 3n Kai¬
ser Constantin der Große selbst zur Religion
Jesu sich bekannte. Die ersten Stellen im Staate wur¬
den nun mit Christen besetzt. Eine Menge Christen,
die in dem unermeßlichen römischen Reiche bisher in
Unterdrückung gelebt hatten, hoben ihre Häupter frey-
müthig empor; Tausende, die bis dahin nur durch
Furcht, wie NicodemuS, waren abgehalten worden,
bekannten sich nun laut zu dieser begünstigten Religions¬
parthey, so daß also das Christenthum an den jenseiti¬
gen Ufern des Rheins und der Donau, wie in allen,
der römischen Landeshoheit unterworfenen Provinzen,
große und plötzliche Fortschritte machte. Es wurden
öffentliche Lehrer, unter dem Titel Bischöfe aufgestellt;
in Trier wurde sogleich eine Christenschule angelegt;
ein Kloster um das andre erbaut (denn schon im zwey¬
ten Jahrhunderte gab es viele Klöster und Mönchsorden)
und alles veranstaltet, um der Religion allgemeinen
Eingang zu verschaffen, zu welcher sich selbst derLandes-
regenr bekannte.
Der Einfluß der Römer hatte aber auch noch einen
andern Vortheil für die Deutschen, indem sie dadurch
überhaupt vernünftiger und geschickter gemacht und also
gleichsam zur Annahme des Christenthums schon vorbe¬
reitet wurden, ehe noch Constantin der Große des christ¬
lichen Glaubens sich annahm. Die verfeinerten und
gebildeten Römer hatten viel von ihren mitten, Künsten,
Gewerben und Wissenschaften in den Theil von Deutsch¬
land gebracht, der damals ihnen zugehörte. Die Pro¬
vinzen jenseits des Rheins und der Donqu hatten durch
rhre Hand ein ganz anderes Ansehen gewonnen, als das
übrige Deutschland. Die überflüßigen Waldungen wa¬
ren ausgerottet; Ackerbau und Viehzucht waren empor
gekommen; man hatte Städte und Straßen angelegt,
und allerley Handwerker sorgten für mehrere Bequem-
lichleit