108
von Dem, was seit dem Trinken des Kaffees mit. ihm vorgegangen war.
Auch Pferde und Hunde starben von dem Genusse dieses fürchterlichen
Krautes, Letztere noch viel schneller, wenn man ihnen den Saft des
Stechapfels in eine Wunde brachte oder nur ganz wenig davon iu eine
Ader spritzte. Denn dergleichen Versuche haben die Ärzte gemacht, um
die Wirkung der Giftpflanzen genauer kennen zu lernen. Schafe fressen
den Stechapfel nicht, Schweine wurden betäubt davon.
Um einen so Vergifteten zu retten, muß man so schnell als mög¬
lich das Gift durch Brechen aus dem Leibe zu schaffen suchen. Sollte
es schon aus dem Magen in die Gedärme gekommen sein, so helfen dazu
Klystiere aus schwachem Kamillenthee oder lauwarmem Wasser mit einem
Eßlöffel voll Salz oder einigen Löffeln voll Essig und etwas Ol, oder-
abführende Arzneien. Letztere muß aber der Arzt verordnen, weil ein
Unerfahrener, der den Zustand und die Körperbeschaffenheit des Kranken
nicht richtig beurtheilt, leicht die Wirkungen noch gefährlicher machen
kann. Dann gebe man den Leidenden oft säuerliche Getränke, besonders
guten Essig, aber nur sehr wenig unter viel Wasser, und wenig auf
einmal. Auch kann man ihm, und zwar in größerer Menge, von der
Molke geben, die man erhält, wenn man zu kochender süßer Milch so
viel Essig oder Citronensaft thut, bis sie gerinnt (auf die Maaß 1,
höchstens 2 Eßlöffel voll) und dann das Klare durch ein reines Tuch
lausen läßt. Wenn der Kranke einen heißen Kopf und ein rothes Ge¬
sicht hat, setze man seine Füße in ein lauwarmes Bad mit Asche und
einer Hand voll Salz und schlage Tücher, die mit kaltem Wasser und
Essig befeuchtet sind, um seinen Kopf. Sind auf diese Mittel die Be¬
täubung und das Irrereden, überhaupt alle Nervenzufälle vergangen, ist
aber noch starker Durst, Hitze und Schmerz im Schlunde und im Leibe,
ist noch Erbrechen oder Durchfall, Kälte in den Gliedern zurückgeblieben,
so muß man dem Kranken schleimige Getränke, aus Hafer oder geschälter
Gerste gekocht, auch Milch mit Wasser, öfters und in nicht zu großer
Menge auf einmal zu trinken geben. Das Übrige muß man dem Arzte
überlassen.
Alles Dies beweist, daß man diese gefährliche Pflanze wenigstens
in der Nähe menschlicher Wohnungen nicht dulden sollte. Da sie ein¬
jährig ist, kann man sie auch leicht ausrotten, wenn man nur einige
Jahre hinter einander im Juli vor der Fruchtreife alle Pflanzen zertritt.
So viel als der Apotheker zu manchen Arzneien davon braucht, wird er
schon in abgelegnen Gegenden und an Waldrändern finden, oder in fei¬
nern Garten ziehen.
81. Das Laubholz.
Die wichtigsten unserer Waldbäume mit Blättern gehören zu der
Familie von Gewächsen, welche als Blüthen Kätzchen trägt. Die
Kätzchen der Weiden und Haselftauden kennt Jedermann, aber die
der Eichen, Buchen, Birken, Pappeln, Eschen, Ulmen und
anderer hochwachsenden Bäume haben gewiß viele Leute noch gar nicht
beobachtet. Die Blätter dieser Bäume sind freilich sehr ungleich, so¬
wohl an Größe als auch an Gestalt und Farbe. Welch ein Unter¬
schied zwischen dem schmalen, dicken, dunkelgrünen Blatt einer Weide