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fiett, brennend rothen Blumen überall bekannt. Dle Blumenblätter wer¬
den in der Medizin angewendet. Aber der Landmann sieht ihn nicht gern
unter seinem Getraide, denn er ist ein aussaugendes Unkraut, wie auch
der zahme Mohn mehr Düngung braucht als andere Gewächse. Die
Blüthe des Klatschmohns kommt übrigens um mehrere Wochen früher
als die des nützlichen Mohns.
96. Zwiebelgewächse.
Es gibt nicht wenig Pflanzen, welche über den Wnrzelfasern einen
Knollen haben, der aus über einander geschichteten Hauten oder Schup¬
pen besteht. Man nennt diesen Knollen Zwiebel. Aus derselben wach¬
sen statt der Stengel hohle Schafte hervor, worauf sich eine Blumen¬
krone und später Samen bildet. Die Blätter aller Zwiebelgewächse
sind sehr länglich, dem Schilfe nicht unähnlich, auch wachsen sie nicht
an Stielen wie die Baumblätter, sondern gerade aus der Zwiebel oder
dem Schafte. Wenn^man es mit der häutigen Zwiebel nicht so genau
nimmt, sondern nur Ähnlichkeit etwa mit den Lilien verlangt, so gehören
sehr viele Gattungen zu dieser Reihe, selbst die Spargel mit ihren
schuppigen, eßbaren Schößlingen können dazu gezählt werden. Wir wol¬
len aber nur von den Gewächsen reden, woran sich wirklich eine Zwiebel
zeigt. Und da bringt schon der Garten eine gute Anzahl Zwiebelge¬
wächse. Tulpen, Hyazinthen, Narcissen sind schon als herrliche
Frühlingsblumen erwähnt worden. Kaiserkronen und Schwerdli-
lien gehören auch dazu. Jene heißen so, weil ihre Blüthe sich wie eine
Krone auf dem hohen Stengel erhebt. Freilich ist die Krone nicht gold¬
farbig, sondern ziegelroth, aber im Innern sind so glänzende Punkte,
daß man sie für Edelsteine halten möchte. Doch steckt in der Kaiser¬
krone, wenigstens in ihrer Zwiebel ein scharfes Gift, woraus man aber¬
mals sieht, daß der Schein oft trügt. Die Schwertlilie hat ihren Na¬
men ihren langen, einer Degenklinge ähnlichen Blättern zu danken,
womit sich aber weder hauen noch stechen läßt. Sie steht sehr friedlich
neben anderen Blumen auf den Beeten, und verlangt nicht einmal wie
ihre wildwachsenden Schwestern einen sumpfigen Boden. Schöner ist
indessen ohne Zweifel die weiße Lilie, von welcher auch die Dichter
ihre Bilder genommen haben. Denn sie sprechen nickt nur von einer-
lilienweißen Haut, sondern auch von der Reinheit der Lilie, weßhalb sie
dieselbe geradezu als das Sinnbild der Unschuld ansehen, wie die Rose
als Sinnbild der Liebe und das Vergißmeinnicht als Sinnbild der
Treue. Wirklich gehört die weiße Lilie zu den vorzüglichsten Zierden
der Gärten, die sie auch mit ihrem Wohlgeruche erfüllt. Und da sie
leicht zu pflanzen ist, so sollte sie eigentlich nirgends fehlen.
Die verschiedenen Arten des Lauches sind als Küchenkräuter wohl
bekannt, von dem kleinen Schnittlauch, womit man die Wege in den
Gärten einzufassen pflegt, bis zu dem Porre und der Schalotte,
womit man im Winter wie im Sommer Suppen und Gemüse würzt,
und bis zu dem stinkenden Knoblauch, vor dessen Geruch selbst manche
Thiere zurückweichen, dessen Saft aber einen vortrefflichen Kitt für Glas
und Porzellan gibt. Seine Zwiebel besteht aus mehreren zusammenhän¬
genden Zwiebelchen, und Wer nicht gar zu empfindlich ist, mag wohl ein